D6 H. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
doch gleichen Wesens sind. Geschieht dies nicht, so geräth mm
in neue Verwirrung. Auf diese Weise ist man behufs der KEr-
mittelung des Wesens der orientalischen Cholera nicht verfahren,
sondern man hat sich auf verschiedene Weise einseitig gehalten,
Noch ist es wohl Niemandem eingefallen, diese Krankheit als einen
qualitativen Bildungsprocess wesentlich zu erfassen, die unerforsch-
liche Qualität derselben dahin gestellt seyn zu lassen und sich bloss
auf Ermittehing ihrer verschiedenen Affinität zu verschiedenen Indi-
viduen, sowie ihrer näheren und entfernteren Affinität zu den ver-
schiedenen organischen Sphären eines Individuums und der ver-
schiedenen Gestaltung und Entladungsform der Plasticität zu’ be-
schränken. — Was das Resultat aus dem eben Angeführten für
Behandlung der Krankheiten überhaupt und für die der orientali-
xchen Cholera insbesondere anlangt, 80 bleibt für die Praxis, ausser
der Rücksicht auf die genetischen Bedingungen zunächst, nichts
übrig, als den auf das Centralnervensystem der Reproduction ge-
stützten. Zeugungsaet der Krankheit, sowie das offenbare Wesen
der freigewordenen Krankheiten im Auge zu behalten, Da aber
jener aus dem Centrum der organischen Plastik hervorgeht‘ und
auch die freie Krankheit dies dadurch anzeigt, dass sie der s. g.
nervösen Form die erganisch plastische vorauschickt, so werden
auch die gegen diese gerichteten Mittel den Vorrang, ja sogar
die ausgedehnteste Herrschaft während der Behandlung der ein-
gelnen Krankheiten behalten, worin die Heilkraft der Natur selbst
mit Beispiel vorangeht. Da nun die nervöse Periode der Krank-
heiten die secundäre ist, 8o sind die Nervina erst dann an ihrem
Platze, wenn der organisch plastische Process zwar reducirt, da-
durch aber die geistige Genesis der Krankheiten nicht aufgehoben
und ihr Schwimg durch sensible Spannung besonders angezeigt
worden ist. Wendet man das früher Besprochene auf die asia-
tische Cholera an, so ergiebt sich, dass in der europäischen ihr
Ebenbild schon existirte, dass es aber besonders in ihrer Le-
bensidee liege, allgemein und mit höchst concentrischer Gewalt
den wichtigsten kritischen Weg vorherrschend zu erfassen,
um den serös- plastischen Process, den sie zunächst erzeugt,
stürmisch ‘ zu entscheiden, dass sie aber deshalb und weil sie
gleichzeitig das Leben des Brustgangliensystems unterdrückt und
so die schnelle Ausgleichung der pathischen Triebe hindert, höchst
gefährlich wird. Bei der Cur kommt es, nächst der von der Na-
tur veranstalteten se nöthigen Beschränkung des pathisch-plasti-
schen Processes, darauf an, den Nervinis, der Wärme, den Ge-
genreizen schleunigen: Eingang zu verschaffen, um den Abzug
der Krankheit aus dem vegetabilischen Herde uud die Umbildung
der plastischen Form zu bedingen und dabei eine Veränderung
der Richtung des Entladungstriebes, namentlich zugleich die der
animalischen Lebensseite besonders entsprechende Function der Haut
kritisch und ausgleichend hervortreten zu lassen. Der geistigen Ge-
nesis entsprechen übrigens die Nervina, wie dem Gegensatze zwi-