Full text: (Bd. 1 (Jahrg. 1832) = No 1-No 8)

72 Il. Materia mediea und‘ Toxikologie: 
lichen‘ unterscheidet.” Zuerst traten stets die Zeichen der Ver- 
giftung sehr bald, spätestens anderthalb‘ Stunden nach dem Ge- 
nusse der Schwämme auf, ihr Verlauf war rascher, und nament- 
lich ‘währte das Stadium des ersten Unwohlseyns, das ‘sich 
durch Druck und Brennen im Magen, so wie durch anfangende 
Trockenheit im Munde charakterisirt, nur kurze Zeit, und schnell 
folgten Bewusstlosigkeit, Convulsionen etc. Der Tod trat fer- 
ner viel schneller, höchstens 8—10 Stunden: nach dem Essen 
der Schwämme ein. Bei den Leichenöffnungen fanden sich die 
Schwämme‘ noch völlig unverdaut und deutlich erkennbar im 
Magen vor; in diesem hatte eine ungeheure Entwickelung von 
Luft Statt, aber alle Zeichen von Entzündung fehlten, und noch 
weniger waren Anhäufungen und brandige Flecken zu bemer- 
ken. Auch fehlte Ueberfüllung der venösen  Gefässe des Un- 
terleibes, und nur ein Mal wurde Ueberfüllung der Hirngefässe 
mit Blut und Anhäufung desselben in den Lungen wahrgenom- 
men. Hiernach möchte man wohl annehmen, dass das giftige 
Princip der Schwämme nach den verschiedenen Arten dersel- 
ben verschieden wirke.‘ Dies eigentliche giftige Princip kennen 
wir übrigens noch sehr wenig. Sonst nahm man nur an, dass 
sie einen in Weingeist und Wasser auflöslichen Bestandtheil 
enthielten, der scharf schmecke und die giftige‘ Wirkung be- 
gründe. ‘ Nenerlich fand LETELLIER, dass der Araricus MwSCarius 
einen scharfen, 'flüchtigen, durch Kochen und Trocknen zersetz- 
baren Stoff enthalte. Ferner findet sich in ihm ein narkotischer 
Bestandtheil (Amanitin), der in Wasser und Weingeist lösbar, in 
Aether unauflöslich ist, sich nicht krystallisiren lässt und nie saure 
Salze bildet, also basischer Natur ist. Was die Entwickelung die- 
ses Stoffes anlangt, so scheinen alle Schwämme im jungen Zu- 
stande wenig oder gar nicht giftig zu seyn.‘ Das Gift scheint sich 
mehr und mehr zu ‘entwickeln, je älter‘ die Schwämme werden, 
oder je mehr sie sich dem Zeitpunkte ihres Absterbens und der 
damit eintretenden chemischen Zersetzung nähern. Grosse Nässe 
und andere elektro-chemische, atmosphärische Veränderungen be- 
schleunigen in ihnen besonders schnell diese Zersetzung, und es 
lässt sich vermuthen, dass das dadurch gebildete giftige Princip 
sein Analogon mehr in der thierischen, als in der vegetabilischen 
Natur finden müsse. Ein solcher analoger Stoff dürfte wohl das 
Wurstgift seyn, das dem Amanitin in mehrerer Hinsicht ähnlich ist. 
Ueber den chemischen, hei dieser Zersetzung vorgehenden Pro- 
cess lässt ‘sich noch nichts Bestimmtes sagen. Einigermaassen 
könnte man wohl &ie chemische Natur des Giftes als der der 
Blausäure analog betrachten‘; wo dann auch die Wirkung des kau- 
stischen Ammoniums,: das sich Hrn. Dr. Woirr als Gegengift be- 
währte, zu erklären ist. Sonach wäre das giftige Princip der 
Schwämme überall ein und dasselbe und nur auf den verschiede: 
nen Entwikelungsstufen dieser Gewächse‘ ind bei‘ verschiedenen 
atmosphärischen Einflüssen mehr oder weniger in ilmen 'ertwi: 
che 
ten 
dem 
abe! 
qied 
Pein 
Nun 
LAR! 
kom 
Gesı 
ohnı 
die | 
Pari 
Hod 
mal 
gie ' 
det 
ist | 
eyli 
aber 
man 
dum 
beid 
und 
PUY" 
der 
der 
ten. 
auf 
Spir 
ave“ 
kor 
Wir 
Ueh 
lang 
sich 
Ges! 
was 
lie dd 
Aase
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.