Full text: (Bd. 1 (Jahrg. 1832) = No 1-No 8)

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I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 55 
Krankenhause befiel in. den ersten 5 Wochen die Krankheit nur 
7 weibliche Individuen; die mit keinem Cholerakranken: zusam- 
mengekommen waren. Das nahe Altona bot‘ erst nach 8 Ta- 
gen den ersten Cholerafall dar, und in Wandsbeck kam bis zum 
8. November, wo Herr Dr. Schön diesen Aufsatz schrieb, nur 
ein Fall vor. Auch die KElbinseln zeigten nur wenige Kranke. 
— Der herrschende Wind vor dem Erscheinen der Cholera 
war der Ostwind, besonders der Südost; der Himmel erschien 
meist klar, und nur selten regnete es. Für die Jahreszeit wa- 
ren die Tage warm, die Morgen und Abende aber kühl, feucht, 
und die Nächte empfindlich kalt. Seit dem Ausbruche. der 
Krankheit geht der Wind mit seltener Consequenz durch Süden 
nach Südwest und West, und die Luft war in den ersten Wo- 
chen meist trocken, warm, fast schwül. — Die sonst im Herb- 
ste vorkommenden‘ Krankheiten erschienen in den letzten vier 
Wochen gar nicht, oder nur in milden Formen. Meist beob- 
achtete man nur höchst indifferente‘ Krankheitsformen. Die 
sonst so zahlreichen Wechselfieber waren selten, heftige Ent- 
zündungen fehlten: ganz, Hautausschläge und Keuchhusten ka- 
men nur sporadisch vor. In Folge der Witterungsconstitution 
erlitten Viele Schlagflüsse, und gastrische Beschwerden erschie- 
nen. öfter als je und waren von ganz eigenthümlicher Art. 
Nicht: ganz mit Unrecht kann man sagen, dass alle Einwohner 
Hamburgs sich in den ersten 14 Tagen gleichsam von Neuem 
acclimatisiren mussten. Das Kränkeln war allgemein und bot 
Uebergangsstufen bis zu den Symptomen der Cholera dar: Bald 
fand sich Präcordialangst mit Herzklopfen, Wadenkrampf und 
kalten Füssen; bald stellten sich Vomituritionen bei fast reiner 
Zunge, Druck im Epigastrium, Kollern und Poltern im Leibe, 
erschwerter Stuhlgang, Abspannung, Schlaflosigkeit oder unruhi- 
ger Schlaf ein; bald trat eine Diarrhoea cholerica mit geringem 
Leibschmerze, Kälte, krampfhaftem Ziehen in den Beinen, klei- 
aem Pulse und geringer Hauttemperatur auf, oder es war die 
gewöhnliche herbstliche Cholera mit galligem Erbrechen und 
Durchfatl, Wadenziehen und Schlaflosigkeit zugegen. Fieber 
zeigte sich bei allen diesen Erscheinungen nicht, und sie ent- 
schieden sich kritisch durch Schweiss, Urinabgang und gallige 
Entleerungen. Die Krankheit selbst brach entweder plötzlich 
mit gleichzeitigen Ausleerungen von oben‘ und unten, oder, und 
zwar hänfiger, nach Vorboten aus, unter denen der reisswasser- 
artige Durchfall den ersten Platz einnahm. Sie erschien übri- 
gens in derselben scheusslichen, sich als mörbus sui generis dar- 
stellenden“ Gestalt und in paralytischer ,': ‚erethischer und ge- 
mischter Form, wie früher in Ostindien, Russland und Preus- 
sen; und die Leichenöffnungen gaben keine andern; als die be- 
kannten Resultate. Bis jetzt hat sie kein Alter und Geschlecht 
verschont. Kinder unter 10 Jahren. und Frauenzimmer-. litten 
weniger, als ältere Individuen und Männer; die meisten Opfer
	        
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