1}
im
ie
ad
hy
NR
=
n
nn
il
N
{B
IK
O0
VII. Staatsarzneikunde.
509
jase die Krankheit nicht so mittheilbar, ansteckend und verhee-
rend sich gezeigt habe, wie viele andere contagiöse Krankheiten.
Aber auch dieser Satz ist nur halb wahr. Die Ursache der gerin-
zern Ansteckbarkeit der Cholera liegt nicht in der Krankheit an
sich, sondern in ihrem rapiden Verlaufe, Oft kommt das Uebel
gar nicht bis zu der Entwickelung, in der es sich fortpflanzen
kann, da es gleichsam mit dem Tode anfängt, und in minder
bösartigen Fällen ist der Verlauf so ‘kurz, dass nur Wenige mit
dem Kranken zusammen kommen. Ueberdies sind auch die der
Cholera bisher gefallenen Opfer nicht so unbedeutend , wie man
hier und da versichert. Nach mässiger Berechnung hat sie in
14 Jahren bereits 20 Millionen hingeraflt. — Was noch einige
rewichtig scheinende Einwiürfe gegen die ansteckende Natur der
Krankheit anlangt, so steht unter diesen wohl der oben an, dass
Mehrere, welche sich ganz streng abgesperrt hätten, von der
Krankheit ergriffen worden wären. Abgesehen davon, dass man
regen ein solches Beispiel Hunderte vom Gegentheile anführen
kann, und dass es sehr schwer, ja unmöglich ist, im jedem Falle
Personen oder Sachen auszumitteln, durch welche direct oder
mittelbar der Ansteckungsstoff eingeschleppt worden ist, so zwei-
felt man wohl an der Richtigkeit solcher Erzählungen mit Recht
so lange, als sie nicht mit mehr Unbefangenheit und mit weni-
ger Nebenabsichten, als bisher, mitgetheilt werden. — Ein an-
derer Einwurf ist der, dass die Cholera sich erst aus andern
Krankheiten bilde, und dass alle Menschen da, wo die Cholera
herrscht, sich mehr oder weniger unwohl befänden und haupt-
sächlich an Unterleibsübeln gleichzeitig litten. Die Sache ver-
hält sich aber anders, wenn man sie vorurtheilsfrei betrachtet.
Da nämlich die asiatische Cholera unbezweifelt häufig ohne alle
Vorboten und Vorläufer von Krankheiten sowohl einzelne Indi-
viduen, wie ganze Orte und Gegenden befällt, die für Vorläu-
fer gehaltenen Uebel aber auch in andern Jahren und vor an-
dern Epidemieen. beobachtet werden, so kann man wohl nicht
füglich, wenn diese. Uebel mit der Cholera zusammenkommen,
von einem Uebergange der einen Krankheit in die andere, oder
von Steigerung einer und derselben Krankheit in eine höhere
und bösartigere Form sprechen, sondern man muss ein zufälli-
ges Zusammentreffen zweier verschiedener Krankheiten anneh-
men. Was aber die Unterleibsleiden anlangt, an denen Alle da
leiden sollen, wo die Cholera herrscht, so lassen sich dieselben
bei Vielen allerdings nicht wegläugnen, nur haben sie nicht die
Bedeutung, die man ihnen unterlegt, sondern sie sind weiter
nichts, als ein sogenanntes Kanonenfieber. Wäre dies nicht der
Fall, so würden diese Beschwerden allgemeiner und dauernder
seyn. Treue Beobachtung zeigt übrigens, dass neben der Cho-
lera entweder ein günstiger Gesundheitszustand unter‘ dem Volke
herrscht, oder die etwaigen Krankheiten ihren gewöhnlichen
Gang nehmen. Wie wenig aber atmosphärische Kinflüsse die