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VII. Staatsarzneikunde.
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Tode enthalte und als eine absolut tödtliche Wunde anerkannt
werden müsse , behaupteten auch später, dass dieselbe unbedingt
ınd unter allen Umständen tödtlich gewesen sey. — Mit diesem
Ausspruche war der denselben begutachtende Herr Dr. S. nicht
einverstanden. Was zuerst den Leichenbefund anlangte, so zeigte
er, dass die von den Obducenten behauptete Verwundung des
Rückenmarks keineswegs bewiesen, die Section nicht genau und
mit ausreichenden anatomischen Kenntnissen gemacht und der
Obduetionsbericht nicht sorgfältig entworfen worden sey. Hin-
sichtlich der Zufälle des Verwundeten aber, auf welche nächst-
dem die Obducenten sich stützten, setzte er auseinander, dass
dieselben nach den ersten Eingaben des dabei interessirten ärztli-
chen Personals in der ersten Zeit wohl nicht zugegen waren, wie
später behauptet wurde. Ausserdem erörterte er, dass, wollte
man auch eine Verwundung des Rückenmarks annehmen, eine
solche Wunde doch nicht für unbedingt tödtlich zu erklären sey,
da nur die gänzliche Durchschneidung des Rückenmarks nahe am
Kopfe sogleich tödtet , weiter vom Kopfe entfernt aber nicht nur
nicht gleich den Tod verursacht, sondern das Rückenmark auch
wieder zusammenheilt, und hierauf die Lähmung der Theile, de-
ren Nerven unter der durchschnittenen Stelle entspringen, all-
mählich wieder verschwindet. Dass übrigens der Verwundete an
den Verletzungen starb, welche bei der Section sich fanden, und
dass diese von der ursprünglichen Verwundung veranlasst wurden,
läugnete Hr, Dr. S. nicht. Nun fragte es sich nach ihm, ob die-
selben nothwendige Folgen der letztern waren, was wohl bestrit-
ten werden muss. Durch eine zweckmässige Meilmethode, die
hier unterblieb, z. B. durch kalte Umschläge, Blutentziehungen und
andere antiphlogistische Mittel, hätte wohl der Entzündung mit ih-
ren Erzeugnissen, denen der Kranke unterlag, vorgebeugt und die
Wunde geheilt werden können. Ja man machte sich nicht nur
dieser Unterlassungssünde schuldig, sondern schadete gewiss auch
durch wiederholte Untersuchung der Wunde mittelst der Sonde,
so wie durch die vom Physicus angeordnete Compression der
Wunde, wodurch man die Entzündung wo nicht hervorrief, doch
vermehrte und steigerte. [Aust's Magazin, XXXVI. I. S. 42
— 66.) (K—e.)
46. Spaniens Krankheiten. Ausser dem gelben Fie-
ber und andern epidemischen Krankheiten wird Spanien häufig
auch durch Seuchen heimgesucht, welche von Dürre, Hungers-
noth und schlimmer Jahreszeit abhängen. Unter den eigenthüm-
lichen Uebeln dieses Landes steht eine Augenkrankheit oben
an, die namentlich in Mittelspanien und in Madrid beobachtet wird
und wohl besonders. von der brennenden Sonne und der Kahlheit
und Schattenlosigkeit des Landes, nicht aber, wie man sonst
glaubte, von zu häufigen Aderlässen abzuleiten ist. Madrid hat
übrigens unter allen Gegenden Spaniens die strengste Luft, und
ein dort sehr ungestümer Wind erfüllt, wie auch an andern Orten,