Full text: (Bd. 1 (Jahrg. 1832) = No 1-No 8)

‚36 V. Chirurgie und Augenheilkunde. 
Heilung vollkommen. — Manchmal bleiben Körper, die das Lid 
verletzt haben, in dem Zellgewebe der Augenhöhle liegen, ohne 
bedenkliche Zufälle zu erregen, doch häufiger entstehen unan- 
genehme Folgen, die nach freiwilliger oder künstlicher Entfer- 
nung des Körpers verschwinden, — KEinem jungen Zimmer- 
manne war ein Holzsplitter an den untern Theil des rechten 
Auges gesprungen und tief in die Augenhöhle eingedrungen. Der 
Verwundete zog den Splitter hervor, und die Wunde heilte bald. 
Einige Monate später stellten sich äusserst heftige Kopfschmer- 
zen ein, und es zeigte sich Fluctuation am untern Theile der 
Augenhöhle, Bei Oeffnung des Abscesses wurde ein guter Ei- 
ter in ziemlicher Menge entleert. Die Eiterung hielt mehrere 
Monate an, aber die Kopfschmerzen schwanden nicht, obgleich 
Aderlässe und Blutegel angewendet worden waren. Durch die 
Sonde konnte kein fremder Körper entdeckt werden.‘ Der 
Kranke begab sich in's Hötel-Diew in Lyon, fand aber auch da- 
selbst nach mehrmonatlicher Behandlung keine Erleichterung. 
Er kehrte nach Bourg zu Pacovp zurück, der, durchaus über- 
zeugt. von der Gegenwart eines Holzstückchens in der Augen- 
höhle, das Augenlid (wo?) durchschnitt und so glücklich war, 
einen 28 Linien langen Holzsplitter hinter dem Knochenrande 
der Augenhöhle zu entdecken und hervorzuziehen, worauf Kopf- 
weh und Eiterung verschwanden. Der Splitter musste, nach sei- 
ner Länge zu urtheilen, bis in die Kopfhöhle gedrungen seyn (?). 
— In Folge von Contusionen der Augenlider entstehen manch- 
mal Blutergiessungen in das Gewebe derselben, die die Conjun- 
ctiva zwischen die Lidränder hervortreiben und selbst taubenei- 
grosse Geschwülste bilden können. Man hoffe in diesem Falle 
nicht auf Aufsaugung, sondern mache tüchtige Einschnitte in die 
Conjunctiva. [Gazette medicale de Paris, Tom. III, v 10.] 
(H—L ; 
1241. Lisrranc’s Behandlung der Augen- und 
der Augenliderentzündung; von M. Boyra. Gegen 
schwere Augenentzündungen, die sich durch lebhafte 
Röthe und beträchtliche Anschwellung der Conjunctiva, durch 
reichlichen Thränenerguss, durch heftige, tiefe, zusammendrü- 
ckende Schmerzen, durch Zusammenziehung der Iris, durch 
Lichtscheu charakterisiren, wendet L. folgendes Verfahren an: 
Man macht einen nach der Individualität des Kranken starken 
Aderlass; nach demselben giebt man gleich 3 Unzen Ol. ricini, 
wenn keine gastrische Reizung Statt findet, und zieht ein Haar- 
seil durch den Nacken. Gleichzeitig wendet man Senffussbäder, 
erweichende Collyrien und Cataplasmen auf’s Auge an. Derglei- 
chen Collyrien und Cataplasmen werdem von einigen Aerzten 
geradezu verworfen, worin sie offenbar zu weit gehen. Verur- 
sachen die Cataplasmen Schmerzen, so muss man sie weglas- 
sen; ist dies nicht"der Fall, so sind sie nicht zu vernachlässi- 
gen, nur gebrauche man die Vorsicht, sie oft zu erneuern, Das- 
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