ll. Pathologie, Therapie und medieinische Klinik. 453
rtionen zeigen, dass die causa prorima des Uebels in einer Ent-
zündung des Sonnengeflechtes, der Nierengeflechte, mit einem
Worte des Centrums des organischen Nervensystems zu suchen
sey. ‚Diese Entzündung, die sich manchmal auf die nervos vu-
gos, die Herz- und Lungengeflechte, ja bis auf das verlängerte
Rückenmark erstreckt, ist mehr oder minder heftig und führt
manchmal Desorganisationen herbei. Alle übrigen Veränderungen,
die uns das Messer entdecken‘ lässt, sind unbeständig, unwe-
sentlich, oft Folge der Behandlung. Alle Symptome lassen sich
leicht aus der Affection des Centrums des organischen Nerver-
systems erklären. Merkwürdig ist es, dass in demselben Grade,
in welchem das Blut dicker wird und weniger Serum zeigt, die
Ausleerungen dem Serum ähnlich werden und die Blntsalze ent-
halten. Der Aderlass, der sich in Indien in der Cholera so
nützlich erwies, hat in Europa seinen Ruf verloren; ist aber die
causa proxima der Krankheit Entzündung des Sonnengeflechtes
u. 8. W., so muss er wohl nützlich seyn. DELPEcH ist von der
Richtigkeit folgender Behandlung überzeugt: Bei den Vorboten
des Uebels einige leichte Dosen Opium, alle 2 Stunden bis zum
Verschwinden der Zufälle; warme Bäder 5 strenges Fasten. Ha-
ben die Ausleerungen begonnen, ein Aderlass. Ist der Colla-
psus schon deutlich, innere und äussere Reizmittel, um die
Kräfte zu heben und den Aderlass bewerkstelligen zu können.
Vielleicht, meint D., möchte es nützlich seyn, ein flüchtiges
Reizmittel, z. B. den Campher, gleich in eine Vene zu injici-
ren. Wir haben ein ausführliches Werk über die Cholera von
DEeELPECH zu erwarten, (Gazette medicale de Paris, Tom, LIT,
Nr. 12.] (H—|.)
382. Die Cholera in England ist, wie JoHnwson in
der Londoner med. Gesellschaft berichtete, dadurch von der
ostindiechen verschieden , dass gie fast nie plötzlich efällt, son-
dern dass ihr fast immer längere oder kürzere Zeit, gewöhnlich
8 bis 8 Tage lang, Durchfall vorangeht, und dass man bei ihr
deutlich 3 Zeiträume unterscheiden kann, wen der Vorboten,
den der Kälte und blauen Färbung und den des nachfolgenden
nervösen Fiebers, Jounson glaubt daher, die englische Kpidemie
nicht Cholera , sondern Cholerafieber nennen zu müssen. —
Auch in der Cholera Nordenglands wendet man zuweilen ein
Brechmittel an, das aus Senf besteht, doch scheint man ihm
kein grosses Zutrauen zu schenken. — Merkwürdig ist es, dass
die Fieber, die sich in den letzten 6 Monaten in London zeig-
ten, alle eine grosse Aehnlichkeit mit dem der Cholera folgen-
den typhösen Fieber hatten, mit einem gereizten Zustande des
Darmkanales verbunden und vorzüglich älteren Personen gefähr-
lich waren. [The lanret, Jan. 14, 1832.) (H—1.)
383. Bemerkungen über die Cholera in Polen;
von Scıpıo Pıyeı. Der Verf. will die asiatische Cholera als eine
in 'ausern Gegenden noch nie gesehene Krankheit betrachtet wis-