HJ. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 435
Gelegenheitsursache, plötzlich eingetreten, am Tage der Auf-
nahme in das Hospital aber zeigte sich folgender Zustand:
Sämmtliche willkührliche Muskeln befanden sich in dem gröss-
jen Aufruhre, so dass die Kranke keinen Augenblick ruhig blei-
ben konnte; die Convulsionen erstreckten sich bis in die äusser-
sten (jelenke der Hände; die Kranke war nicht im Stande,
zelbst ‘ganz feste Nahrungsmittel nur an den Mund zu bringen;
den Kopf warf sie bald mit Gewalt nach. hinten, bald stürzte
sie vorwärts; so war sie auch‘ der Sprache nicht mächtig, und
versuchte sie auf eine Frage zu antworten, so verschlimmerte
sich ihr Kkrampfhafter Zustand. - Selbst eine Zwangjacke, die
man ihr anlegen musste, vermochte nicht allen Schaden, den
sie eich zuziehen konnte, zu‘ verhüten. Ausser diesen stürmi-
schen Störungen des Muskel- und Nervensystems, waren alle
anderen Organe ohne krankhafte Veränderung, die Verdauung in
der vollkommensten Ordnung, ‘der Puls regelmässig, nur oft
etwas beschleunigt. BRESCHET unterwarf die Kranke Anfangs
der in dem-Hötel Dien üblichen antispasmodischen Behandlung
mit Pillen aus gleichen Theilen Bilsenkraut , Baldrian und Zink-
axyd, welche Mittel nach: und nach (jedes) zu 8 Gran auf ‚die
Gabe: gereicht wurden u. 8. W. ‚ Nachdem jedoch dieses Ver-
fahren bis zum 19. August, ohne ‘die mindeste Besserung zu be-
wirken, fortgesetzt worden ‘war, nahm BRESCHET ZU dem Brech-
weinstein in: grossen Gaben, in Verbindung gleichzeitiger Abführ-
mittel, seine Zuflucht, Er verschrieb 6 Gran auf 6 Unzen Linden-
blütheninfusum mit 1} ‘Unze Diacodionsyrup und liess davon
alle zwei Stunden einen Esslöffel nehmen. Ferner erhielt die
Kranke Pillen aus Gummigutt, Scammonium und Kelomel, zu
gleichen Theilen, so‘ dass sie in jeder Zwischenstunde von jedem
dieser Mittel 1 Gran nahm. Die Mittel wurden selbst die Nacht
durch fortgesetzt. Schon den andern Tag war die Kranke etwas
beruhigter; Es erfolgte nach ‚den verordneten Mitteln weder
Uebelkeit noch Brechen, aber: wohl mehrere Stühle. Die
Krankheit: besserte sich, unter einigen unbedeutenden Verände-
rüngen rücksichtlich der Gabe der Mittel, und trotz einer ein-
mal nothwendigen Unterbrechung der Cur, täglich, so dass wenig
zu wünschen übrig blieb!‘ und das Mädchen den 17. September
entlassen: werden konnte. [Journal hebdom. de med. et de
chirurg. prat., Octbr. 1881. (Br) ©
“371.” Neue Behandlung: des Veitstanzes; von
Breschur. Aufßser dem Nro. 370. erzählten. Falle eines mit
Brechweinstein glücklich behandelten Veitstanzes theilt Br. noch
zwei andere Fälle derselben Krankheit mit, in welchen "sich
dieselbe Behandlung nützlich zeigte.‘ 1) Fin 12jähriger Knabe
Kitt seit $ Monaten an ‘üunwillkührlichen Bewegungen der Knken
Extremitäten, vor deren Ausbruche er 12 Tage lang an Prickeln
in der Hant der geriannten Glieder und’ mitunter an ziemlich
Jebhaften Schmerzen“ in denselben gelitten hatte, Die Bewe-
DR