IL. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 427
Sprache und Bewusstseyn, die Cholerakrise war verschwunden,
es trat Apoplexie oder Asphyxie, oder auch Fieber von der Art
des Typhus stupid. ein, und der Tod erfolgte entweder durch
Krämpfe, oder unter Zeichen von Ergiessungen in die Gehirn-
Ventrikel, im Sopor; endlich 3) eine krampfhafte Cholera,
bei welcher gleich im Anfange Krämpfe sowohl in den Extre-
mitäten, als in den Eingeweiden, dem Magen und Darmkanale, in
den Respirationsorganen , Herzkrampf und krampfhafter, uner-
träglicher Kopfschmerz sich zeigten, und erst im weitern Ver-
laufe Diarrhöe und Erbrechen hinzutraten. — Folgende Symptome
kamen bei jeder Form der Cholera mehr oder weniger vor:
Kalte Zunge, kalte Exhalationen, gänzliche Pulslosigkeit, Kis-
kälte, waren immer sehr bedenkliche, wenn auch nicht entschie-
den töodtliche Zeichen , und Heiserkeit oder Tonlosigkeit (Apho-
nia) der Sprache war ein zweideutiges Symptom. Alle Kranke
insgesammt hatten eine veränderte Stimme. Die Zunge war
zeiten belegt, hatte meist ein bläuliches Ansehen mit leichtem,
schleimigem Ueberzuge; gläserne Augen mit breiten, blauen Rin-
gen, die in einiger Entfernung unter dem Auge hinliefen; ge-
hinderte Se- und Excretion des Urins; kein Speichel; klebrige
kalte Schweisse; Aussehen, als ob die Kranken, auf der Backe
liegend, mit untergelegter Hand, nach der Nasenspitze schauend,
meditirten. Blutige Ausleerungen per 08 und per alvum ; grosse
Schlaffheit der Ohr- und Nasenknorpel; scheinbar eingezogene
Augäpfel; Längen- und Querfalten der Haut an der Palmar-
seite der äussersten Finger- und Zehengliederz Spannung der
Flexoren an den Händen und der Extensoren an den Füssen, —
Die Krankheit endete entweder mit Genesung, unter den be-
kannten, gewöhnlich fßeberhaften Erscheinungen, oder mit dem
Tode, der nach wenigen Stunden apoplektisch, asphyktisch er-
folgte, oder auch, nachdem die Kranken, besonders bei der
gastrisch- proßluviösen und krampfbaften Cholera, tagelang pulslos,
kalt und ohne Herzschlag fortgelebt hatten; oder sie ging in
Nachkrankheiten über, zu denen Ansschläge, örtliche Ei-
terungen, Oedem der Extremitäten, Apoplexieen, nervöse Fie-
ber, die sich als Nervosa gastrica , rheumatica, versatilis und
auch stupida arteten, und bisweilen 8 bis 6 Wochen, ja 2 Mo-
nate und darüber dauerten, ferner Dysenterieen, Entzündungen
des Gehirng und der Brust, die aber mehr zu den congestiven
Leiden, als zur ächten Inflammation zu zählen waren, und end-
lich Gelbsucht gehörten. — Die Beobachtung, welche man in
Danzig machte, dass nämlich Personen, welche einige Zeit vor
dem Erscheinen der Cholera an Wechselfieber gelitten hatten,
von derselben verschont geblieben wären, will der Verf. auch in
Berlin bestätigt gefunden haben. — Unter den verschiedenen, ange-
wendeten Heilmethoden zeichneten sich vorzüglich zwei vortheil-
haft aus, nämlich die Behandlung der Cholera mit Brechmitteln
und mit kalten Uebergiessungen , jene bei frisch entstandenen,