I. Pathologie, Therapie und medieinische Klinik, 417
scheint sehr feiner Natur zu seyn, — Aus Obigem ergiebt sich
demnach, dass die morgenländische Brechruhr recht gut durch
primäre und secundäre Zeugung, oder mit andern Wor-
jen durch Miasma und Contagium zugleich sich fort-
pflanzen könne. In gewisser Beziehung haben daher eben
so gut diejenigen Recht, welche ein miasmatisches, als diejeni-
gen, welche ein contagiöses Verhalten der morgenländischen
Brechruhr annehmen, und würde von beiden Seiten einige Nach-
giebigkeit gezeigt, so dürfte eine Vereinigung wohl leicht seyn.
[Radius’s allg. Cholerazeit., Nr. 56.) (K—e.)
363. Die Cholera in Warschau im Sommer 1831,
besonders im Hospitale der Alexandercaserne; vom
Dr. ArnoLn zu Dresden. A. wurde im Juni des v. J. im ge-
nannten Spitale angestellt, in dem 2 Säle für die an Cholera
Leidenden bestimmt und von solchen Kranken gefüllt waren,
Täglich kamen wenigstens 10—15, ja an einem Tage sogar 60 Er-
krankte an, und meist in folgendem Zustande: Vom Wagen ge-
nommen, auf dem sie meist unbeweglich lagen, konnten sie sich
nicht aufrecht halten, sondern sanken in die Arme der Führer
zurück. Kaum vernehmbar beantworteten sie abgesetzt die an
sie gerichteteh Fragen meist bejahend. Viele brachen noch auf
dem Wagen oder gleich nach dem Herunternehmen eine aus dem
Braunen in’s Grüne spielende, Froschlaich ähnliche Masse; die
Zunge war kalt, bläulichroth, bisweilen in der Mitte weisslich
belegt;. der Unterleib weich, schmerzlos, kälter als im normalen
Zustandez der übrige Körper von Kälte starrend. Diese Starr-
heit schien sich nicht auf die Hautbedeckung zu beschränken,
sondern durch einen den Muskeln mitgetheilten Krampfzustand
erhöht zu seyn, der sich, wo ‚nicht durch schmerzhafte Zuckun-
gen des ganzen Körpers, doch durch Unbiegsamkeit der Kxtre-
mitäten und des Nackens, Schwellen der Muskelbäuche. und An-
ziehen der Zehen verrieth. An letztern und an den Fingern
war die Bläue der Hautbedeckungen, die sich mehr oder weni-
ger auffallend über den ganzen Körper verbreitete, am stärk-
sten. Dabei war die Haut zusammengezogen, pergamentartig und
für geringere Hautreize unempfänglich. .Die Augäpfel hatten
sich in die Augenhöhlen zurückgezogen, waren nach oben ge-
kehrt, trocken und glanzlos, wie die eines Schlaftrunkenen. Die
verzerrten Gesichtszüge deuteten auf Unruhe. Der Athem war
schwer und langsam, das Klopfen des Herzens und der Karoti-
den langsam und schwach, das der Speichenarterien gewöhnlich
unmerkbar. In den Urinwegen fand sich ein Krampf vor, der
nur den elastischen Katheter zuliess, und nur in geringer Menge
wurde ein blassgelber Urin abgesondert. — Unter diesen Um-
ständen brachte man die Kranken meist in ein heisses Bad, in
dem die Beängstigung oft so wuchs, dass man Aderlässe anstel-
len musste, bei denen, wenn man anders blutgebende Venen
fand, das Blut langsam floss. In einigen ‚Fällen gab die, Ra-
Summarium €. Medicin. 1832, I. 27