396 4. Anatomie und Physiologie.
das Zäpfchen hängt, ist von den Physiologen zu wenig berück-
sichtigt worden und als der Mittelpunkt der zweiten Station
des Schlingens zu betrachten. Indem sich der Bissen hinter
dem vordern Gaumenbogen und der Zunge und vor den zu-
sammengezogenen, ein Planum inclinatum bildenden und die
Choanen verschliessenden Schenkeln des hintern Gaumenbogens
befindet, bleibt ihm, da er von der Zunge gegen das Planum
inclinatum gepresst wird, kein anderer Weg offen, als in den
gehobenen, ihm entgegen kommenden Schlund hinabzugleiten;
Die beiden, oben zusammenhängenden, unten sich in verschie-
denen Richtungen von einander entfernenden Gaumenvorhänge
wirken im Momente des Schlingens einander entgegen und un-
terstützen dadurch die Zunge, welche beim Schlingen immer
die Hauptrolle spielt, in ihrem Streben, den Bissen in den
Schlundkopf zu drücken. Die Tonsillen werden nicht so wohl
durch die Muskeln der Gaumenvorhänge selbst gepresst und
genöthigt, Schleim abzusondern, als vielmehr nur herbeigezogen,
dem Bissen näher gebracht, damit dieser durch einen nach
Maassgabe seiner Grösse ausgeübten Druck einen grössern oder
geringern Schleimerguss bewirken könne. Eben dasselbe gilt
auch von dem Zäpfchen. Beweis: Um sich von der Bewegung
des hintern Gaumenvorhanges beim Schlingen zu unterrichten,
öffne man den Mund so weit als möglich, lasse Licht bis in
den Schlund fallen, drücke die Zunge nieder und versuche zu
schlucken. Es wird‘ nicht Jedem gelingen, sogleich den Act
des Schlingens willkührlich hervorzubringen, allein durch einige
Uebung kommt man so weit, dass man das ganze Schauspiel
bei offenem Munde dem Auge vorführen kann. Deutlich wird
man dann die Bewegung des hintern Gaumenvorhanges so er-
folgen sehen, wie es in dem Vorstehenden beschrieben worden
ist. — Functionen des weichen Gaumens beim Er-
brechen. Ueber diese sagen die meisten Physiologen fast
nichts, indem sie sich mehr mit dem Antheile des Magens
und des Zwerchfelles an dem Erbrechen beschäftigen. MaAGceEn-
DIE sagt, das Gaumensegel nehme beim Erbrechen, wie beim
Schlingen, eine horizontale Richtung an. Im Momente des
Erbrechens bleibt der vordere Gaumenvorhang in der Hanpt-
sache ohne Theilnahme und wird bloss durch die heftige An-
näherung der Schenkel des hintern Gaumenvorhanges ‚und durch
dessen Hinaufziehen im Mittelpunkte des Bogens in der Gegend
des Zäpfchens ein wenig in Mitleidenschaft gezogen, indem sein
Bogen ein wenig verengert und nach oben gehoben wird. Beweis:
Die Autopsie. Der hintere Gaumenvorhang und das Zäpfchen
sind es, die beim Erbrechen die Hauptrolle spielen, doch ist
ihre Thätigkeit hierbei von der beim Schlingen im Wesent-
lichen nicht verschieden, nur findet ein kleiner Unterschied in
Hinsicht der Kraftäusserung Statt. Der obere mittlere Theil
des hintern Gaumensegels wird nämlich beim Erbrechen mehr,
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