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VI: Thierheilkunde. .
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heulen an mehreren Stellen der Haut vor, und nächstdem wa-
ren diese remittirenden galligen Fieber sehr zu schlimmeren
Rückfällen geneigt, welche häufig mit Lungen- oder Halsent-
zündung verbunden waren. Im Februar erschien das Gallen-
fieber auch gleich anfänglich mit heftigem Brustkatarrh, wel-
cher meist durch reichlichen, dunkelgelben Schleimfluss aus der
Nase entschieden wurde. In schlimmern Fällen, wo nur eine
trübe, wässerige, braungelbe Flüssigkeit mechanisch abfloss,
erfolgte Lungenlähmung. Auch entwickelte sich um diese Zeit
aus dem galligen Zustande häufig unbemerkt eine heftige,
Brand drohende Entzündungskolik, welche oft nach Bildung von
Brandbeulen verschwand. Bei einigen tomplicirte sich der gal-
lige- Zustand mit heftigen Gelenkentzündungen , besonders der
Fesselgelenke , und in Folge mechanischer Schädlichkeiten wurde
dann leicht eine brandige Zerstörung der weichen Theile be-
merkt. Auch kamen, wo die Pferde beim Eintritte des Fiebers
noch angestrengt worden waren, Hufentzündungen vor, und bis-
weilen begleiteten auch maukenartige. Ausschläge diese Fieber.
Nervenzufälle waren in den ersten drei Monaten selten, und
nur ‚einige litten mit dem galligen Fieber am Stillkoller. Bei
Einigen trat die Krankheit als Kreuzlähmung, in Folge von
Blutcongestionen nach Nieren und Rückenmark, auf und verlief
gewöhnlich unglücklich. Ein allgemein nervöser Zustand wurde
einmak unter eigenen Umständen durch zwei Infusionen von der
Tinctur der weissen Niesswurzel beseitigt, doch unterlag das
Thier bei versäumter Hülfe einem spätern Rückfalle. Nicht
selten trat auch ein venöser Zustand zu andern hitzigen, ka-
tarrhal., Iymphat.. und rheumat. Krankheiten und änderte ihren
Verlauf. Im April kamen die gleichen Krankheiten bei Pfer-
den, doch seltener, vor. ‚Im Mai fanden sich oft neben dem
galligen Fieber heftige asthmatische Zufälle, welche mit dem
Fieber exacerbirten und mit ihm schwanden. Ueberdies kam
noch eine seltsame Erscheinung, Bemühung zum Erhrechen
und wirkliches Schleimerbrechen, vor, wofür nicht. immer eine
hinreichende ‚Ursache aufzufinden war, und welches wohl auf
grössere Geneigtheit zu krampfhaften Bewegungen im Darm-
kanzle hinwies. Im Juni erschienen die gastrischen Fieber
nicht selten mit grosser Eingenommenheit des Kopfs, auch wur-
den die Koliken wieder häufiger. Unter Rindern, welche je-
doch noch viel zu selten der Thierheilanstalt übergeben wer-
den, kamen 187 Erkrankungsfälle vor. 43 litten an fieberhaften
Uebeln. Im ersten Vierteljahre wurden, besonders Verdauungs-
leiden und gastrische Fieber, einfach oder mit Halsentzündung
verbunden, beobachtet. Der Charakter dieser Krankheiten war
nicht so bösartig und die Entzündung nicht so Brand drohend,
wie bei Pferden in diesem, bei Rindern im vorigen Jahre. Doch
brachte sie oft bei jungem Vieh entzündliche Geschwülste: in
der Haut, bei älterm wässerige Anschwellungen der Füsse her-
Summarium d. Mediein. 1832. I. 3