[. Anatomie und Physiologie. . 397
hen. So hebt dem der Gaumenheber, wenn er allein
thätig ist, den gesammten weichen Gaumen in gerader
Richtung ungefähr einen halben Zoll hoch in die Höhe und
spannt ihn ein wenig in querer Richtung. Beweise: 1) die
Richtung des Muskels, welche im Gaumensegel eine gerade ist,
obgleich die Fibern in etwas schräger Richtung vom Felsen-
beine herabkommen. Wenn sich also die Fibern im Gaumense-
gel zusammenziehen, ‚können sie dieses nur in gerader Richtung
nach oben und ein wenig nach aussen anspannen. 2) Die Beob-
achtung. Ein gesundes Gaumensegel hebt sich alleme& in ge-
rader Richtung nach oben, schlägt nie nach hinten in die Möhe;
man sehe nur in den Mund. Wirkt der Levator allein, so wird
das Zäpfchen nicht von ihm in die Höhe gezogen. Dass er
den weichen Gaumen, indem er ihn hebt, ein wenig in die
Quere ‚anspanne, : schliessen wir theils aus der Richtung seiner
Fibern, theils fühlen wir es, wenn wir, während er thätig ist,
einen. Finger an den weichen Gaumen legen. II) Der Gau-
menspanner (circeumflexus palati ; sphenosalpingostaphylinus ;
peristaphylinus; salpingostaphylinus externus; tensor palatı
mollis) spannt, nach der Augabe der Anatomen, den weichen
Gaumen an, zieht ihn nach aussen und erweitert dadurch, nebst
dem Levator, die Rachenenge, zieht ihn herab und nach vorn
(verengert mithin die Rachenenge). Die: Wirkung des Gaumen-
spanners kann weniger durch Beobachtung, als aus der Lage
und Richtung seiner Fibern erkannt werden. Der zwischen dem
Ursprunge und dem Hamulus pterygoideus gelegene Theil des
Muskels kommt hier nicht in Betracht, sondern nur der Theil
desselben, der sich von dem genannten Hamulus aus in den
weichen Gaumen verbreitet, so wie die Lage des Hamulus in
Bezug auf den weichen Gaumen. Es ergiebt sich bei genauer
Betrachtung, dass der Gaumenspanner den gesammten wei-
chen Gaumen 1) nach beiden Seiten zu, 2) ein wenig,
ungefähr ‚eine halbe Linie, nach vorn zu anspannen und
3) den untern Rand desselben, wenn der Constrietor
isthmi faucium unthätig ist, etwas, ungefähr eine halbe Linie,
nach oben heben könne. Für 1) bedarf es keines Bewei-
ses. Dass der weiche Gaumen durch den Cireumflexus unter
allen Umständen, ‚selbst wenn die untern Muskelpaare thätig
sind, ein wenig nach vorn zu angespannt werden müsse, (2)
geht aus der Stellung des Hamulus pterygoideus zum weichen
Gaumen hervor. Der Hamulus nämlich hat seinen Sitz weiter
nach vorn zu, der Gaumenvorhang aber, ob er gleich weiter
nach vorn am Rande des weichen Gaumens anfängt, ragt den-
noch in seiner schief nach hinten zu gehenden Richtung etwas
weiter nach hinten zu, so dass, wenn der Circumflexus wirkt,
der weiche Gaumen, besonders der untere Theil desselben, nach
vorn zu angespannt werden muss. Durch ein leichtes Experi-
ment kann man sich von der Richtigkeit des Gesagten überzeu-
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