IL. Anatomie und Physiologie.
Weg in die Choanen ganz oder beinahe ganz; 3) er spannt den
weichen Gaumen in querer Richtung an. Um die‘ durch einen
Muskel bewirkte Bewegung bestimmen zu können, muss man
entweder die Richtung der Muskeilibern betrachten, oder die
Bewegung selbst beobachten. Auf beiden Wegen ist Täuschung
möglich. Was die Richtung der Fibern anbelangt, so ist zu
untersuchen, ob sie gerade, schief oder kreisrund ist, an wel-
shen Pankten der Theile, die von ihnen bewegt werden sol-
len, die Fibern angeheftet sind, welche Form und Gestalt diese
Theile haben, und auf welchen Punkten sie noch mit andern
Festen oder beweglichen Theilen zusammenhängen. In Hinsicht
der Bewegung der Theile ist zu untersuchen, ob die Bewe-
zung, die wir einem gewissen Muskel zuschreiben, durch des-
sen. Contraction einzig und allein bewirkt wird, oder ob noch
ein oder mehrere Muskeln dabei zugleich thätig sind. Diese
Untersuchung ist oft schwierig, ist aber vorzüglich bei den Be-
wegungen des weichen Gaumens nicht zu vernachlässigen. Am
sichersten ist es, beide Arten der Untersuchung zu verbinden,
und eine durch die andere zu berichtigen, denn dadurch wird
es sich z.B. zeigen, ob ein Muskel, dessen beide Endpunkte
an weiche und bewegliche Theile befestigt sind, bestimmt sey,
beide Theile in Bewegung zu setzen, oder mır den einen.
Hierauf ist besonders bei Bestimmung der Wirkung der Mus-
kein des weichen Gaumens zu achten. Untersucht man auf den
angedeuteten Wegen die Wirkumg des Gaumenhebers, so zeigt
sich,. dass derselbe nach der Richtung seiner Fibern und ver:
möge seiner Ansatzpunkte keinesweges im Stande ist; das
Gaumensegel oder den weichen Gaumen schief nach hinten ZU
oder gar so weit in schräger Richtung aufzuheben, dass der
Eingang in die Choanen ganz oder zum Theil‘ verschlossen
werde, denn nachdem er von der untern und äussern Fläche
des knorpeligen 'Theiles der Tuba Kustachü und von dem vor-
dern Theile der änssern Fläche des Felsenbeines entsprungen
ist, ‚geht er allmählich dicker werdend schief vorwärts, ein-
wärts und abwärts zum weichen Gaumen herab und breitet seine
Fasern in gerader Richtung -dergestalt in demselben aus, dass
sie von oben nach unten und zugleich von der Seite nach der
Mitte zu sich verbreiten und daselbst mit den Fasern desselben
Muskels der entgegengesetzten Seiten sich vereinigen. Aus die-
sem Verlaufe der Fasern des Muskels geht deutlich hervor,
dass dieser den weichen Gaumen nur in gerader Richtung he-
ben könne, denn indem er denselben nur nach beiden Seiten
in schräger Richtung aufwärts zieht, muss er ihn verkürzen,
und zwar in gerader Richtung nach oben, da gar keine Kraft
vorhanden ist, welche ihn nach hinten zu zöge. Die von bei-
den Seiten schräg nach innen zu laufenden Fasern der beiden
Levatoren können den weichen Gaumen: wohl schief nach den
Seiten zu anspanrnen, ihn aber nicht schief nach hinten zu zie-
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