374 Il. Gynäkologie und Pädiatrik.
indem die Kinder noch immer in einem Tuche eingeschlagen
waren, die Nabelstränge abbinden wollte, fand er nur einen,
und als er, vermuthend, dass der andere vielleicht abgerissen
sey, nach dem Nabel sah, fand er, dass beide Kinder nur ei-
nen Nabelstrang hatten und mit der ganzen Breite der Brust
und des Unterlieibes bis an den Nabel völlig zusammengewach-
sen waren. Da nur ein Nabelstrang zugegen war, so folgte
natürlich auch nur eine Placenta. Alle Versuche, die Kinder
in’s Leben zurückzurufen, waren umsonst, Beide, zwei wohlge-
bildete und ganz ausgetragene, 81 Pfund wiegende und 18 Zoll
lange Mädchen — blieben todt. Die Mutter befand sich die
ersten Tage nach der Geburt, bei der sie wenig gelitten, wohl,
starb aber am dreizehnten Tage danach, doch, wie es schien,
nicht in Folge der Geburt, sondern an schon früher zuge-
gen gewesenen Uebeln. [Rust’s Magaz., 36. Bds 2. Hft.]‘
(K—e.
335. Schwierige Geburt wegen Obrachr Be-
schaffenheit des Mutterhalses; von BonneLAT in Saint-
Amand. Eine robuste Frau war schon 3 Mal sehr schwer ent-
bunden worden. Nach der letzten Entbindung hatte sich eine
Harnröhrenfistel gebildet. Zu der vierten Entbindung wurde
B. gerufen. Er fand die Füsse in der Scheide und über den
Knöcheln des Kindes den Muttermund als einen festen Ring,
beinahe von der Gestalt und Dicke eines Pessariums, von un-
zefähr 3 Zoll im Durchmesser. Bei den Wehen erweiterte sich
dieser Ring durchaus nicht, daher sich B. zu dessen Einschnei-
dung entschloss, die zuerst an der linken Seite unternommen
wurde und gar keinen Schmerz verursachte. Gleich, nachdem
der Einschnitt gemacht worden war, rückte das Kind bis an
die Hüften vor und blieb dann wieder sitzen. B. schnitt nun
den Muttermund auch an der andern Seite ein, worauf die
obere Hälfte des Kindes leicht geboren wurde. Das Kind war
todt. Der Leib der Entbundenen zog sich nicht zusammen;
B. fand nun, dass er es mit einer Zwillingsgeburt zu thun habe,
Die Geburt des zweiten, lebenden Kindes ging schnell und leicht
von Statten, und das Wochenbett verlief günstig. Nach einem
Monate untersuchte B. die Frau; der Uterus hatte seine rich-
tige Stellung eingenommen, war regelmässig gestaltet; am Halse
desselben konnte keine Spur der Einschnitte entdeckt werden.
[Gazette medicale de Paris, Tom. III, Nr. 9, 3. Mars 1832.]
H—I1.
336. Schamfugenschnitt; von Srocx. St. kurde zu
einer Erstgebärenden gerufen, die vor 48 Stunden die ersten
Wehen, bei denen gleich das Wasser abgegangen, verspürt hatte,
Er fand die äussern Geschlechtstheile geschwollen, schmerz-
haft, den Muttermund vollkommen erweitert, den Kopf im Ver-
hältnisse zu den Beckendurchmessern zu gross. Der gerade
Durchmesser betrug höchstens 34% Zoll, und die Aeste des