164 MH. Chirurgie und Augenheilkunde.
ehe dieser bedeutenden Lostrennung des Periosteums konnte
wegen Enge der Wunde nicht ermittelt werden, und eine Di-
latation der Wunde war nicht indicirt. Es wurde daher durch
mässige, aber doch sehr schmerzhafte Extension die möglich-
ste Vereinigung der Bruchenden zu bewirken versucht, dann
ein passender, die Wunde nicht deckender Verband angelegt,
and dem Schenkel eine sichere Lage gegeben. Doch konnte
der zugleich durch eine Quetschung des Kreuzes verletzte
Kranke in keiner Lage einige Ruhe finden. Ausser kalten Um-
schlägen verordnete man eine Mirt. nitr. mit KErtr. hyose. In
der ‚ersten Nacht schlief der Kranke fast gar nicht, auch hat-
ten die kalten Umschläge keine Linderung bringen können.
Eben so unruhig verlief die zweite Nacht, nachdem , wie Tags
vorher, Fieberschauer am Abend zugegen gewesen war. Die
Lagerung des Schenkels musste oft erneuert werden, und der
Oberschenkel schwoll sehr an. MNach einer ganz schlaflosen
Nacht stieg die Anschwellung bis zur Schenkelbeuge, war heiss,
teigig, glänzend und liess ein sehr complieirtes Leiden vermu-
then. Das Gefässfieber wurde immer stärker, der Stuhl stockte.
(Aderlass, Mirt. nitros.) Alle Versuche, dem Kranken in der
Nacht Ruhe zu verschaffen , waren vergebens. Am Mor-
gen des fünften Tages war der Verband ganz verschoben. Bei
Abnahme desselben floss aus der Wunde reichlicher, jauchiger
Eiter. Bald wär nun der ganze Schenkel von teigiger An-
schwellung eingenommen, weshalb man eine Zirkelbinde um-
legte. Diese immer steigende, mit phlegmonösen Erscheinun-
gen verbundene Anschwellung musste mehr und mehr verdäch-
tig werden, und es drang sich die Vermuthung auf, dass der
Knochen auf eine ungewöhnliche Weise gebrochen seyn müsse.
Man beschloss: noch ferner antiphlogistisch zu wirken, den
Eintritt einer gutartigen FEiterung abzuwarten und die fractu-
rirten Knochenenden sorgfältig zurückzuhalten. Plötzlich än-
derte sich am Abende des sechsten Tages die Scene, da aus
der Wunde eine arterielle Blutung, 2 Pfund betragend, eintrat.
Das blutende Gefäss war nicht zu entdecken und da, wegen
Anschwellung des Schenkels, die Anlegung des Tourniquets
ohne Erfolg blieb, so konnte nur die Arter., crural. auf dem
horizontalen Aste des Schambeins comprimirt werden, und ein-
zig hierdurch und durch örtliche stiptische Tampons war es end-
lich möglich, da an Unterbindung der Art. crural. und iliac,
wegen Verjauchung des Schenkels nicht zu denken war, der
Biutung Einhalt zu thun, worauf der nöthige Compressivver-
band angelegt wurde. (Kalte Fomentationen, Acid, Halleri.) Da
von der Amputation nach dieser heftigen Blutung nichts zu hof-
fen, doch vieles zu fürchten stand, so vertraute man unter der
traurigsten Prognose der Natur, gab später ein Infus. Dec.
der Arnic. und Chin. mit Acid, sulph. dil., Spir. sulph.
zeth. und Tinct, opit simpl., und sal sich genöthigt, die kal-
Y
4
Si
m.
MN“
l.
0
f3
ti
de
BR.
N
N
G
83
de
se
nm
C]
a.
e]