356 1. Pathologie, Therapie und medieinische Klinik,
bei Bildung der verschiedenen Laute zu hemmen
und zu moduliren. Die Bewegungen der Zunge und Lip-
pen müssen gehörig geleitet und ihre Richtung durch den Wil-
jen verändert werden. Gegen die Behauptung, dass durch
blosses, reines Lautiren das Stammeln zu heben sey, bewei-
sen: die Stimmstammler, denn die Vocale werden ja beim Buch-
stabiren und Syllabiren nicht anders ausgesprochen, als es die
Lautirmethode lehrt. — Schliesslich erzählt der Verf. noch
zwei Beispiele von dem schnellen Erfolge der Methode Bans-
nann’s, die er selbst beobachtete. Ein junger Mensch von 16
Jahren erlernte schon nach der ersten Stunde des Unterrichts
die Kunst, sich selbst vom Stammeln zu befreien, und verfiel
auch später nicht wieder in den frühern Fehler; und ein jun-
ges 1%jähriges, gehörig menstruirtes Mädchen, bei welchem als
Kind nach einer durch einen Fall auf den Kopf veranlassten
Krankheit das Stammeln sich entwickelt hatte, wurde binnen
48 Stunden hergestellt. Beide waren im Stande, später zu zei-
gen, wie sie früher gestammelt hatten, ‚und wie sie es jetzt
machten, um die nun erlernte richtige Sprache hervorzubrin-
gen. [Hufeland’s Journ. d. prakt. Heilk., Decbr. 1831.] (Fr.)
81%. Wirkung der Stellungen des Körpers auf
den Puls; von Graves. Die Verschiedenheit des Pulses bei
verschiedenen Körperstellungen ist bekannt. Gr. hat Folgendes
in Bezug auf dieselbe gefunden: Bei Gesunden ist der Puls in
aufrechter Stellung häufiger, als in horizontaler, und zwar um
6 bis 15 Schläge in der Minute. Die Muskelanstrengung soll
nicht daran Schuld seyn. Die Stellung auf dem Kopfe hat kei-
nen grossen Einfluss auf die Häufigkeit des Pulses. In hori-
zontaler Lage ist der Puls stärker, aber seltener, als in auf-
rechter Stellung. In 6 Fällen von Hypertrophie des Herzens
war dieser Unterschied nicht zu bemerken, obgleich alle 6
Kranken in einem Zustande von Schwäche sich befanden, bei
welchem gewöhnlich die durch die Lage herbeigeführten Puls-
veränderungen am leichtesten wahrgenommen werden. Zu fol-
genden Schlüssen glaubt sich Gr. durch seine Beobachtungen
berechtigt: 1) Bei Fieberkranken ist die Verschiedenheit des
Pulses in der horizontalen und anfrechten Stellung am gröss-
ten; sie kann sich auf 30—50 Schläge belaufen. 2) Sie nimmt
oft nach der ersten Viertelstunde ab, bleibt aber immer noch
bedeutend. 3) Sie ist bei nicht sehr geschwächten Kranken
weniger gross. 4) Sobald sich der aufrecht stehende Kranke
wieder hinlegt, geht der Puls schnell zu seiner frühern Fre-
quenz zurück. 5) Die Verschiedenheit bei horizontaler und bei
sitzender Stellung ist. 6ft grösser, als bei sitzender und’ bei auf-
rechter; im Allgemeinen jedoch kann man die Häufigkeit in si-
tzender Stellung als das mittlere Verhältniss gelten lassen. 6)
Bei Genesenden muss man den Puls, wenn sie stehen und lie-
gen, untersuchen. Je grösser der Unterschied bei diesen Stel-