354 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik,
Bauchfelles äussern musste. Ob die nach der Ergiessung sich
plötzlich entwickelnde Peritonitis durch ein rasches und kräfti-
ges antiphlogistisches Verfahren hätte beseitigt werden können,
lässt er dahin gestellt seyn, will aber dasselbe anwenden, sobald
sich ihm ein ähnlicher Fall darbietet. [Z7ransact. mddie., Tom. IV,
Avr. 1831.) (Fr.)
316. Ueber das Stammeln und die Methode des
Lehrers CuHrıstiAnN FrRIiEDrRıcH Bansmann, aus Steepen bei
Bielefeld, dasselbe zu heilen; von Dr. BER in Bern-
burg. — Stammeln oder Stottern heisst durch den feh-
lerhaften Gebrauch der innern und äussern Sprachwerkzeuge
entweder das Sprechen auf einige Zeit zurückhalten, oder den
ersten Lant eines Wortes getrennt von den übrigen mit ihm
verbundenen Lauten mehrmals allein aussprechen, bis endlich
die andern nachfolgen. Nie ist Abnormität der Sprachorgane,
immer nur ihr fehlerhafter Gebrauch die Ursache dieses Uebels.
Dieser letztere nun, so wie das regelwidrige Ausstossen, Hem-
men und Verbrautchen der Luft bei Bildung der verschiedenen
Buchstaben, der Stimmen-, Gaumen-, Zungen- und Lippen-
laute lässt eben so viele Arten des Stammelns annehmen, die
jedoch selten, fast nie ganz rein, sondern mehrfach, oder auch
insgesammt mit einander verbunden vorkommen. 1) Die Stimm-
stammler wenden beim Ausstossen der Luft aus der Lunge
zu viel Kraft an, so dass die Luftröhre durch das Hinauftrei-
ben des Kehlkopfes bedeutend verlängert und verengert, die
Stimmritze fast ganz verschlossen und auf diese Weise der ge-
waltsam ausströmenden Luft der Ausgang versperrt wird. 2)
Bei den Gaumenstammlern wird die Hemmung der Luft
am Gaumen unrichtig gebildet, indem dieselben die Zunge zu
fest an den Gaumen andrücken. 3) Die Zungenstammler
legen die Zunge entweder mit der Spitze fest an die untere
Zahnreihe und heben ihre Basis so hoch, dass auch ein Ver-
schluss an dem Gaumen gebildet wird, oder sie legen sie kräf-
tig mit der Spitze an die abere Zahnreihe oder den vordern
Gaumen. Auf beide Weise versperren sie der Luft den Aus-
tritt aus dem Munde, und, indem sie diesen Verschluss mehrere
Male hinter einander aufheben und wieder bewirken, bringen
sie das Stottern hervor. 4) Die Lippenstammler schieben,
während sie ihre Aufmerksamkeit nur auf den das Wort anfan-
zenden Lippenbuchstaben verwenden, die ganze Quantität Luft
so weit vor, dass zur Bildung des nachfolgenden Stimmlautes
keine vorräthig ist, und die im Munde sich befindende Luft
nur durch öfteres Oeffnen der Lippen (also Wiederholung des
Lippenlautes) entfernt werden kann. — Als veranlassende
Ursache dieses Uebels überhaupt fand Banysmann bei allen
von. ihm untersuchten Stammeluden einen gehabten Schreck.
Dieser bewirkt, dass Geistesgegenwart und Besonnenheit anf
kürzere oder längere Zeit aufzehoben werden. Die Erschreckten