Full text: (Bd. 1 (Jahrg. 1832) = No 1-No 8)

[. ‚Pathologie, Therapie und medicinische Klinik,‘ 347% 
sondern auch zu therapeutischen Missgriffen Veranlassung geben, 
wie letzteres von der Benennung: venerische Hodenentzündung, 
gilt, durch die sich Manche verleiten liessen, eine specifische 
Behandlung mit Quecksilberpräparaten einzuschlagen, die aber 
mindestens unnütz ist, beigelegt hat. In ersterer Beziehung, 50 
trifft der Vorwurf, wenigstens in Ilinsicht der Benennung: 
gonorrhde tombie dans les bourses, nicht ums, sondern allein 
die Franzosen. Auch der Name Orchitis ist ‚wie der Verf. selbst 
eingesteht, nicht ganz: richtig, leidet aber nicht an den -ange- 
gebenen Mängeln ‚und scheint daher, wenn. man ihm nur die 
umfassendere Bedeutung ‚beilegt, dass die Kntzündung des Ne- 
benhoden und des Ductus deferens mit inbegriffen wird, der 
passendste, und ist deshalb von G. beibehalten. ‘$S. 1. be- 
trachtet G. die Entzündung rücksichtlich ihres Sitzes, ihrer Com- 
plicationen, ihres Verhaltens zu. dem "Tripper, ihres Kintrittes, 
ihrer Dauer, Ausgänge u.'8. W. In fast allen Fällen entschied 
sich die Krankheit unvollständig.  Rücksichtlich des Sitzes 
bestätigte sich der Satz, dass häufiger der rechte als linke 
Hode befallen werde. G. beobachtete in 73 Fällen 45 Mal, dass 
der rechte, 24 Mal, dass der linke, und 4 Mal, dass beide IIo- 
den ergriffen waren. $. UL Die Erklärung des Wesens, dass 
sich, in Folge der gezwungenen Enthaltsamkeit, Same ansammle, 
wodurch die Entzündung bedingt werde, hält zwar G., weil 
man sonst bei jeder andern syphil. Affection die Hodenentzün- 
dung eben so häußg autreffen müsse, nicht für ganz richtig, ver- 
wirft sie indess, indem durch sie zu einer andern genü- 
gendern Erklärung geführt wird, nicht gänzlich. Kr ‚glaubt, 
man würde sich der Wahrheit bei, weitem mehr nähern, wenn 
man gesagt hätte, die secundäre Hodenentzündung entstehe in 
Folge der während der Dauer eines Trippers bemerklich vermehr- 
ten Absonderungsthätigkeit dieser Organe. KEr entwickelt seine 
Ansicht folgendermassen. Während des Trippers werden die 
Hoden durch die Schmerzen und durch die Krectionen di- 
rect gereizt und ihre Thätigkeit erhöht. Auch bemerkt man, 
dass sie, olıne gerade wirklich krank zu seyn, beim Drucke leich- 
ter schmerzen, dass überhaupt ein krankhaftes Gefühl in ihnen 
Statt findet; so wie überdies eine Sympathie dieser Organe in 
andern Fällen als auszemacht angenommen werden muss. Da 
nun die Thätigkeit der Hoden erhöht ist, so wird auch der 
Same reichlicher, vielleicht sogar in einer Reiz erregenden Be- 
schaffenheit, durch welche die Entzündung der Samenbläschen be- 
dingt wird, abgesondert; was nicht das einzige Beispiel abgeben 
würde, nach welchem auf eine erhöhte physiologische Function 
pathologische Erscheinungen eintreten. Oft sieht man nach 
freiwilligen Samenentleerungen eine gewisse Erleichterung fol- 
gen, wonach das angegebene Krankheitsgefühl in den Hoden bei- 
nahe gänzlich schwindet, und wodurch die entwickelte Ansicht 
allerdings Bestätigung gewinnt, und man um so leichter einsieht,
	        
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