VL. Medicin im Allgemeinen.
299. Anweisung zum Desinfectionsverfahren.
(Ertheilt von der Verwaltungsbehörde des allerhöchst verordne-
ten Gesundheits- Comite€ zu Berlin.) Den :Ansteckungsstoff an
und in lebenden und teblosen Gegenständen beabsichtigt man
durch Waschungen, Räucherungen und Durchlüften zu zerstö-
ren. Zu den Waschungen. werden hier starke und schwache
Chlornatronsolution, starke und schwache Chlorkalksolution,
scharfe Aetzlange und: Auflösungen von weisser und grüner
Seife vorgeschlagen. Die Räucherungen werden mit Chlorgas
und mit salpetersauren Dämpfen gemacht. Das Durchlüften. ge-
schieht durch freien Luftzug. Das nähere Verfahren, welchem
mehr oder weniger verdächtige oder angesteckte Personen, Lei-
chen, Ausleerungen, Waaren und Effecten, wie auch Woh;
nungen, Zimmer und andere Räume zu unterwerfen sind, wird
hier buchstäblich vorgeschrieben, ohne etwas Eigenthümliches
darzubieten. [Horn’s Archiv, Sptbr. Octbr. 1831.}] (V—t.)
300. Anweisung zum Reinigungsverfahren für
Fabriklokale, offene Läden, Waarenlager u; 8. W.,
in welchen ein Choleraerkrankungsfall vorgekom-
men; von dem Berliner Gesundheitacomite. Sobald Jemand in
einem solchen Locale an der Cholera erkrankt ist, wird für dessen
Enterkommen zweckmässig gesorgt und das Local sogleich ge-
schlossen, bis die Reinigung damit vorgenommen werden kann.
Sie bezieht sich bloss auf das Fabricat, an welchem der Mensch
grbeitete, als ihn die Krankheit befiel, und auf alle Gegenstände,
mit welchen er in unmittelbare Berührung gekommen. Was nicht
vernichtet werden darf, wird vermittelst einer stärkern oder schwä-
chern Chlorräucherung oder Waschung mit Chlorkalksolution,
Seifenlauge oder reinem Wasser, oder vermittelst blosser Durchlüf-
tung desinficirt. Bei Geweben bezieht sich dieses Verfahren bloss
auf die verunreinigte Stelle. [Horws Archiv, Sn 0 1831.]'
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VL HEDIEIN.
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301. Die ältesten Zeugnisse für innere Heil-
kunde bei den Griechen; vom Prof. Dr. WELckKer in Bonn.
Wichtiger für Geschichte der Heilkunst, als Sagen von den ersten
Anfängen derselben, ist eine Stelle über PovaL18108 und MAcHAoN,
die sich in einem nachhomerischen Gedichte, der Aethiopis des
ARKTINOS aus Milet findet, welcher letztere wohl am besten in
die dritte oder erste Olympiade zu setzen ist. Das sehr schätzbare
Bruchstück , das zuerst die Anwendung innerer Heilkunde und die
Trennung der ärztlichen Kunst in Chirurgie und Medicin bei den
Hellenen bezeugt, dabei die letztere ausdrücklich mit Diagnose
verbindet oder auf sie gründet, kommt in der Erzählung vom