H. Pathologie, Therapie und medieinische Klinik. 275
die Mündung der Lungenarterie war, in Verbindung mit einander.
Die linke Vorkammer, beide Herzkammern räumlich, in den Wän-
den einander gleich; die Klappen der Aorta normal, die Aorta
selbst aber erweitert; der Ductus arteriosus (?) in seinem Umlange
vermindert, — Der Knabe eines Arztes, der von der Geburt an an
Zuckungen litt, bekam ein bläuliches Ansehen, konnte nicht gut
saugen, auch nicht viel Bewegung vertragen. Unter periodischen
Anfällen von Krämpfen lebte er 18 Monate. Die Section zeigte
ausser Erweiterung der Vena cava und der Hauptzweige der-
selben ein grösseres und festeres Herz, als gewöhnlich. Die ganze
rechte Hälfte des Herzens war viel weiter als die linke, und, was
vorzüglich merkwürdig ist, die Lungenarterie hatte keine Com-
munication mit der rechten Herzkammer, indem der Eingang in
das Gefäss verstopft war; dafür führte eine weite Oeffnung in die
Aorta, welche aus dem rechten Ventrikel entsprang. Die linke
Herzkammer stand durch eine Oeffnung im oberen Theile des
Septums mit der rechten in Verbindung. Der Ductus arteriosus
war gross und offen und hier als aus der Aorta entspringend zu
betrachten, da er den Zweigen der verstopften Lungenarterie
zum Stamme diente und das Blut aus der Aorta in die Lungen
führte, [Sammlung auserles. Abhandlungen, Band XV, St. 2.)
Wr.
232. Caries der Hirnschale mit Erweichun? des
Gehirns; von Rosert Law. Ein von Kindheit an schwäch-
liches, scrophulöses, in der Entwickelung sehr zurückg®bliebenes
Mädchen von 18 Jahren bekam mehrere harte und schmerzhafte
Geschwülste am Kopfe, die in KEiterung übergingen. Es entstan-
den Convulsionen und Lähmung der rechten Seite, doch ohne
Störung des Gefühles und der Wärme. L. fand ein rundes Ge-
schwür über dem linken innern Augenwinkel und ein ähnliches
grösseres über dem rechten Ohre, welches den Knochen zerstört
und die harte Hirnhaut entblösst‘ hatte. Durch diese Veffnung
sah man die Bewegungen des Gehirns; bei jeder Erhebung des-
selben quoll eine Menge purulenter Materie über die Ränder der
Oeffnung. Die Sprache war unverständlich, der Puls und die
Haut natürlich, der Appetit gut; die Kranke klagte über Schmerz
an der linken Seite des Kopfes. Blutegel an die Schläfe, Abführ-
mittel, Kinreibungen der gelähmten Glieder führten nach 6 Wo-
chen merkliche Besserung herbei, welcher aber nach kurzer Zeit
Verschlimmerung mit Fieberanfällen folgte. Es trat ein drei Tage
andauerndes Coma ein, welches keinem Mittel wich, und unter
Convulsionen erfolgte der Tod. Section. Die bezeichnete Stelle,
wo die Hirnschale zerstört war, hatte 8 Linien im Durchmesser.
Die innere Tafel der Scheitelbeine und des Stirnbeines war zum
Theil zerstört , und die zellige Structur der Diploe bloss gelegt;
auch fanden sich Stellen, welche von Caries ergriffen waren. Die
äussere Fläche der Dura mater unter dem kranken Knochen
zeigte ein durch abgelagerte Lymphe entstandenes ‚chwammiges
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