Il. - Materia medica.
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Wirkungskreis zu bestimmen seyn. In Nervenkrankheiten sind
Emetica nach SUunpELIN oft angezeigt; sie beseitigen hypochon-
Arische und hysterische Anfälle und heben besonders vom Magen
oder von den Abdominälnerven ausgehende Krämpfe und Convul-
sionen, auch beugen sie perodisch wiederkehrenden Anfällen vor.
Bei Manie sowohl als bei Melancholie bewähren sie sich in vielfa-
cher Hinsicht, und nützen nicht weniger bei Lähmungen, besonders
von unterdrückter Ausdünstung oder Metastasen, bei Amaurose
und in manchen Gehörkrankheiten. Die wichtigsten Mittel dieser
Klasse sind: Arten von Narcissus, besonders N, Tazetta und po&-
ticus, welche schon die Alten kannten, und N. Pseudonarcissus,
welchen neuerlich LeEJEuNE der Ipecacuanha gleichsetzte und mit
Erfolg als Antispasmodicum benutzte; Convallaria majalis und
Paris quadrifolia, An diese reihen sich Hyacinthus muscari,
Ornithogalum luteum, Levcojum vernum, Crinum asiaticum,
Pancratium Zeilanicum , Anthericum bicolor , Trillium sessile und
Helonias dioica. Weit wichtiger ist jenes scharfe Alkaloid, wel-
ches nach’ den Mutterpflanzen bald Veratrin, bald Colchicin oder
Sabadillin genannt wird. In welchem Rufe einst der Klleborus
albus, besonders gegen Geistesstörungen , stand, ist hinreichend
bekannt. Sollte man nicht, da gegen diese Uebel Coxr, Horn,
Neumann, EsquirorL und Curarvuer den Tart. emet. empfehlen,
die Veratrine bei Irren, das Colchicin bei Lähmungen und Ge-
lenkgeschwülsten von arthritischen Leiden versuchen? — Nach
dem eben Mitgetheilten finden sich die Kmeftica resolventia haupt-
sächlich unter den Euphorbiaceen, Cruciferen und Polygaleen,
die antispasmodischen unter den Ranunculaceen, die diaphore-
tischen unter den Caprifolien und Rubiaceen, die diuretischen un
ter denLeguminosen und Violaceen, und die alterirenden unter. den
Endogenen. Bei ähnlicher Structur der Vegetabilien finden sich
somit also doch oft ähnliche Wirkungen, und das genaue Studium
der Pflanzenkunde ist und bleibt für den Arzt höchst wichtig.
[Hecker’s litter., Annalen, 1831. Nov.] ;(K—e.)
12. Thüringer Opium. Das aus Thüringer weissem und
blauem Mohn gewonnene Opium hat sich in der Charite zu Berlin
und im Erfurter allgemeinen‘ Krankenhause so kräftig wie das
orientalische gezeigt. Der blaue Mohn liefert nach Bıntz in Er-
Furt ein dem orientalischen ähnliches, ja noch kräftigeres Opium,
wenn nämlich das Morphin der wirksamste Bestandtheil ist. Das
aus weissem Mohn gewonnene steht aber dem orientalischen we-
gen seines grossen Narkotingehalts nach. (Allgem. medic. Zei-
fung, 1831. Nr. 99.] (K— e.)
13. Die Wirkung der gepulverten Blätter von
[lex aquifolium gegen Wechselfieber, deren schon Du-
RANDE, ViLLARS, Murray, ReiL, Andaew-Duncan u. A. m.
Erwähnung gethan, rühmt Rovsspav und gründet seine Empfeh-
lung auf beinahe 500 mit diesem Mittel angestellte Versuche. Da
dieses Mittel viel wohlfeiler als die China ist, verdient es. wenn
Summarium d. Mediein. 1832. 1