Full text: (Bd. 1 (Jahrg. 1832) = No 1-No 8)

194 1M. Pathologie, Therapie und medieinische Klinik. 
zu Leipzig. Bereits am .20. Dec. 1831 erklärte KRUKENBERG 
das Uebel, an dem binnen 5 Stunden ein Lumpensammler gestor- 
ben war, der grobe Diätfehler begangen und sich sehr erkältet 
hatte, dem Leichenbefuude zufolge‘, für asiatische Cholera. . Die 
Behördon nehmen dagegen den 6. Jan. 1832 als den Tag des Aus- 
bruchs an. Vom 10. Jan. nahm das Uebel sehr überhand, und 
die schlimmsten Tage waren der 16. und 18. Jan. In einigen Fa- 
milien erkrankten Mehrere, z. B. ein Vater mit 4 Kindern, -von 
denen nur zwei der letztern gerettet wurden. Listen, nach Art 
der Caspgr’schen, geben die Krankheitsfälle an, doch sind sie 
nicht erschöpfend, da, wie man glaubt; leicht ein Dritttheil der 
Erkrankten verschwiegen wird. Die Seuche hat sich in allen 
Quartieren der Stadt gezeigt; nur der Petersberg soll bis jetzt 
frei geblieben seyn. Ins Waisenhans ist sie noch nicht gedrun- 
gen, breitet sich aber jetzt auf dem flachen Lande aus. — Was 
die Massregeln hinsichtlich der Abhaltung und Bekämpfung der 
Epidemie, so wie der Behandlung anlangt, so stehen im Ganzen 
noch die ältern Verfügungen der Immediatcommission zu Berlin 
in Kraft. Schilder an den ergriffenem Häusern sieht man nicht 
mehr, wohl aber gilt’noch der Befehl, letztere durch Wächter 
bewachen zu lassen und mittelst Chlor Locale und Geräthe zu 
reinigen. Nach den Ansichten der meisten Aerzte ist die Krank- 
heit kaum, oder doch nur höchst‘ bedingt ansteckend, weshalb 
man, wie auch aus anderen Rücksichten, wiederholt auf Besei- 
tigung aller sogenannten Schutzmassregelun, doch umsonst; an- 
getragen hat. Zwar modificirt ein neueres Rescript die ältern 
Vorschriften etwas und befichlt nur Bewachung des Logis’ des 
Kranken und Einschliessung derer, welche freiwillig bei ihm’ blei- 
ben wollen, doch ist man auch hiermit nicht zufrieden und ver- 
spricht sich bald vom Cabinet Erledigung aller Hemmnngen:: = 
Alles geht übrigens seinen gewohnten Gang, die Bedrängten helfen 
sich gegenseitig, und Fürcht scheint nur bei den höhern Ständen 
zugegen zu seyn. Alle Anstalten sind zugänglich, und die Kliniker 
werden nicht geräuchert. Das Chlor fürchten mehrere als hefüi- 
zen Lungenreiz. Die Leichen werden auf dem gewöhnlichen 
Kirchhofe beerdigt. ‘Eine Beschränkung der Apotheker findet 
nicht Statt, auch haben diese selbst nichts gegen freien Verkehr 
mit der Stadt. Was die Anstalten zur Aufnahme der Kranken 
anlangt, so sind die zwei eigentlich dazu bestimmten Locale 
noch nicht benutzt worden, da es an passenden Räumen noch 
nicht gebrach. Der Sammelplatz aller Cholerakranken, welche 
nicht in ihren Wohnungen Pflege finden, ist die Klinik des Prof. 
KRUKENBERG, der einstweilen nur Cholerafälle aufnimmt. Das 
ärztliche Personal besteht aus Prof; Kaurensera, Dr. v. PıPPEn 
und einem Chirurgen, das dienende aus 3, sich alle 8 Stunden 
gblösenden Wärtern ‚und‘ 2 Wärterinen. In dieser auf den 
Listen als erstes Lazareth aufgeführten Anstalt wurden bis zum 
24 Jan. 41 Kranke, und zwar 25 Männer und 16 Frauen, behan- 
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