144 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
die Geschwüre im zweiten Stadium. Sie finden sich immer zu-
gleich in Mehrzahl ein, kommen, wenn auch vorzugsweise, doch
nicht allein in der Schleimhaut des Mundes und der Gegend der
Genitalien vor, haben einen kupferrothen, runden Rand, bleiben
Aach und fressen minder in die Tiefe. Der Grund ist mit weissem
Schleim belegt ‚- warzig, uneben, hart. Schmerzhaft sind sie nie.
Oft vereinigen sich mehrere in ein grosses Geschwür, Manchmal
heilen sie von selbst, mit Hinterlassung einer harten, erhabenen,
dunkelrothen Stelle, wo dann bald nachher nene ausbrechen. An-
dere Symptome hat dies Stadium nicht. Der Verlauf
ist unbestimmt. Meist geht es bald ins dritte über, zuweilen besteht
es aber auch Jahre. Organe werden in ihm nicht zerstört, es ent-
steht kein Fieber; Schlaf, Esslust und Kräfte bleiben ziemlich un-
geschwächt. Dies hat dazu geführt, dass man annahm, das An-
steckungsgift ruhe irgendwo im Körper, und ist dies der Fall, so
ruht es im Systeme der fibrösen Membranen. Die Therapie im
zweiten Stadium ist dieselbe, wie im dritten, nur wirken im zwei-
ten die Mittel leichter und schneller, und der Kranke kann aus ihm
vollkommen unverletzt genesen, was im dritten nicht geschieht. —
Das dritte Stadium beginnt, wenn das venerische Gift im Sy-
steme der fibrösen Membranen selbst krankhafte Verändermmgen
hervorbringt. Die Symptome desselben sind: a) nächtliche
Knochenschmerzen; sie erscheinen regelmässig Abends um
9 Uhr, vermehren sich bis Mitternacht, lassen um 3 Uhr Mor-
zens nach und sind nagend. Die schmerzende Stelle verträgt kei-
nen Druck und Wärme erleichtert den Schmerz. b) Anschwel-
lung des Periosteums, erst als Gummi, dann als Tophus
und endlich als Exostose. c) Caries, besonders in der Nase,
am harten Gaumen, an den Knochen der Extremitäten, am Schä-
del etc. Am Orbitaltheile des Stirnbeines und am Schläfenbeine sind
sie immer innerlich, sonst äusserlich. d) Ophthalmie, die als
Tripperauge; Iritis und wahre syphilitische Ophthalmie erscheint.
e) Syphilitische Schwindsucht, unter zwei Formen. Zu
diesen, das dritte Stadium auszeichnenden, Erscheinungen gesel-
len sich nicht selten auch die der vorhergehenden. Wesentlich
sind aber die letztern nicht, und wo sie fehlen, hat die Krankheit
die ansteckende Kraft verloren. Was die Cur des zweiten und
dritten Stadiums anlangt , so muss im zweiten das Gift überall zu-
gleich, in den Weichtheilen, wie im fibrösen Systeme, getilgt. wer-
den, oder man tilgt es blos in den Weichtheiten, hindert es, vom
hbrösen Systeme aus in andere zu wirken und vertilgt es so in die-
sem Systeme. Der letzte Heilweg ist im dritten Stadium abge-
schnitten, es bleibt nur der erste übrig: das Gift’ muss überall zu-
gleich getilgt werden. Was also im dritten Stadium die Lues hebt,
heilt auch im zweiten, doch nicht umgekehrt. Ausserdem fordern
rapide Entwickelung eines grosse Zerstörung drohenden Lei-
dens, Complicationen, der Grad topischer Entzündung und indivi-
duelle Umstände besondere Berücksichtigung. — Das syphiliti-
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