I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 137
dem Geschlechte: nach verschieden; der männliche ist Folge
von Ablagerung des Giftes aus dem Blute in die Urethra , wo es
zuerst erysipelatöse Entzündung der Schleimhaut hervorbringt.
Grüne Farbe des zuerst ausfliessenden Schleims , Schmerz in der
Fossa navicularis und Abwesenheit anderer, sonst Blennorrhoe der
Harnröhre als Symptom erregende Zufälle sind die Unterschei-
dungszeichen des venerischen Trippers im Anfange. In der spä-
tern Periode fehlt jedes_ Unterscheidungszeichen, ausser dem
Verlaufe. Wären Geruchssymptome nicht sehr unsicher, so könnte
der eigenthümlich ekelhafte Geruch des Ausflusses grossen dia-
gnostischen Werth haben. Beim gelindesten Grade der erysipe-
latösen Entzündung beschränkt sie sich auf die Schleimhaut der
Urethra allein, aber bei stärkerem Grade verbreitet sie sich auf
andere Organe, auf die zelligen Körper des Penis, auf die Vor-
haut, den Blasenhals, die Prostata, die Leistendrüsen und die
Hoden. Beim stärksten Grade geht sie in die phlezmonöse Form
über, der Ausfluss hört auf, und das Glied ist in Gefahr zu spha-
celiren. Diese Zufälle treten nie ohne Fieber ein, das nur im
einfachen Grade zuweilen fehlt, und jeder dieser Zufälle kann für
sich gefährliche Folgen haben, wenn nicht eine zweckmässige Cur
angewendet wird. Werden sie aber auch gefahrlos vorübergelei-
tet, so kann noch mitten im heftigsten Ausflusse wahre Metastase
eintreten. Geschieht dies nicht, so lässt, längstens nach 24 Ta-
gen, der Ausfluss nach, und der Nachtripper tritt ein. Die einzig
richtige Behandlung dieser Zufälle ist die antiphlogistische. Man
sollte die Behandlung jedes Trippers mit einem Aderlasse be-
ginnen. Nach demselben müssen Blutegel angewendet werden.
Die Blutausleerungen machen gewöhnlich innere Mittel entbehr-
lich, der Kranke darf nur Ruhe halten und die antiphlogistische
Diät genau befolgen. In den schlimmsten Fällen ist Kalomel das
heilsamste Mittel, und zwar zu einem Grane alle 2 Stunden. Oert-
lich sollte man nie die Anwendung der grauen Quecksilbersalbe
versäumen , da sie besser als Alles das Brennen des Urins und den
Schmerz in der Fossa navicularis Kndert. Wärme bei den Zu-
fällen .des Trippers ist schädlich, noch schädlicher die Kälte.
Wurde der Tripper gut behandelt, so entsteht kein Nachtripper,
oder nur ein geringer. Der Nachtripper bietet zwei Haupt-
arten dar; bei der einen schweigt die Entzündung der Urethra,
bei der andern dauert eine chronische Entzündung derseiben noch
fort. Richtigen Unterricht über die Cur beider Arten findet
man selten. Cubeben, Copaivabalsam und die Crossius’schen Pil-
len entsprechen nur der erstern Art, und zwar anch nur so
lange, als keine Hodenanschwellung entsteht und der Urin frei
abfliesst. Die Hodengeschwulst, so wie die der Prostata, fordert
jedoch auch ein reizendes Verfahren. Gut ist es, wenn man
den Ausfluss wieder beleben kann, ist aber das Uebel alt, so
ist das Tragen der Kmplastri foetidi Schmuckeri das beste Mit-
tel; auch wirkt das Einreiben des. OL. foeticdi und das Anlegen