Full text: (Bd. 1 (Jahrg. 1832) = No 1-No 8)

II. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 185 
Nachtheil kann man allenthalben den Kranken, aber nicht den 
Schleim, das Eiter, das Produkt der Ansteckung, berühren. Zwar 
sagt man, dass auch dies bei unverletzter Epidermis nichts schade, 
doch ist dies nicht wahr. Zwischen der Mittheilung des Giftes 
und dem Ausbruche der Krankheit vergehen mehrere Tage, läng- 
stens 15. Die nun entstehenden Erscheinungen theilt man, je- 
doch fälschlich:;, in örtliche oder primitive und in Symptome all- 
gemeiner Ansteckung; es giebt keine örtlichen, primitiven vene- 
rischen Krankheiten, sondern sie sind alle allgemein. In so 
fern aber sind alle örtlich, dass sie sich an einer bestimmten 
Stelle des Körpers oder an mehreren äussern. Bei der gewöhn- 
lichen Ansteckung wird das Gift offenbar in die ganze Säftemasse 
aufgenommeu und aus dieser in ein Organ ausgeschieden, das von 
nun syphilitisches Gift absondert. Bisweilen wird das Gift nicht 
auf ein Mal vollständig abgeschieden, sondern verbreitet sich zu 
verschiedenen Zeiten auf immer mehr Organe, oder es wird wohl 
auch aus dem Organe, in dem es sich producirt, aufs Neue ins 
Blut aufgenommen, wo dann Erscheinungen entstehen, die von 
den durch die erste Ablagerung bedingten sehr verschieden sind. 
In den eben genannten Fällen zeigt oft geranme Zeit das Gift 
keine Spur. seines Daseyns. Nicht das Blut bleibt, wie Einige 
erlauben, dann angesteckt, noch verweilt , wie Andere meinen, das 
Gift im Fett, oder im Zellgewebe, ‘oder im Lymphsysteme, 
sondern in den fibrösen Häuten, und besonders im Pe- 
rioste um. — Im Körper durchläuft das in Rede stehende Gift 
folgende Reihen von Wirkungen: a) Es wird aufgenommen. 
Der Körper muss mit dem Gifte selbst in Berührung kommen; ist 
die Stelle, mit der dies geschieht, nicht von Epidermis bedeckt, 
so erfolgt die Ansteckung leichter, doch schützt die unverletzte 
Epidermis nicht immer; das Gift behält seine ansteckende Kraft 
auch getrennt vom Körper, der es absonderte, ja es verliert seine 
Wirksamkeit auch nicht durch den Tod. 6) Es wird durch 
die Lymphgefässe aufgesogen und kann in den 
nächsten Lymphdrüsen Entzündung erregen. Die ein- 
Ffachste Art der Bubonen, die nicht hindern, dass das Gift sich 
dem Blute mittheile, was geschieht, wenn kein örtlicher Bubo 
entsteht. Das Blut setzt das Gift sogleich in irgend ein Organ 
ab, und zwar besonders in die Harnröhre oder Mutterscheide, wo 
es Tripper, auf die Haut der Geschlechtstheile, wo es Schanker, 
auf die am Scrotum oder am After, wo es Kondylome, auf die 
übrige Haut, wo es Exantheme, und auf die Schleimhaut des 
Mundes, wo es Schanker erzeugt. c) Das in diesen Orga- 
nen erzeugte Gift wird abermals eingesogen, ins 
Biut gebracht und aus ihm aufs Neue abgelagert. 
Erregt ein solches Gift in einer Lymphdrüse Entzündung, so ent- 
steht ein complicirter Bubo, oder diese zweite Ablagerung ge- 
schieht im Systeme der Flechsenhäute, von wo aus, oft Jahre 
lang, neue Ablagerungen. in andere Organe geschehen. d) Bs
	        
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