130 HH. Patholegie, Therapie und medicinische Klinik.
wie sonst, mehr vor, dass der Schweiss in einem Fieberanfalle
sich nicht wieder eingestellt hätte, Im spätern Verlaufe der
Krankheit wurde „Mirt. nerr. ar. und reichlich die erwähnte Mirt.
arom. gegeben, später aber Chininpulver gereicht, und die Sache
ging nun einen sehr ruhigen Gang. Auch als Präservativmittel
scheinen diese Mirt. a0, und das Chinin viel geleistet zu ha-
ben. Gegen das Frühjahr hin wurde. die Mirt. aromat. nur in
schweren Fällen angewandt, in.den übrigen aber mit einem guten,
weissen Weine vertauscht, da nun mehr Lust zu kalten, beleben-
den Sachen sich fand. Der Wein wurde mit Sauerwasser von Can-
stadt verbunden. Ausserdem gab man Salzsäure, welche sich als
das beste Mittel bewährte, und zwar mit Faler., Rheum und Syr.
einnam., später aber das Chinin. Unter dieser Behandlung ging
alles nach Wunsch. Von mehr als 800 Kranken gingen in scchs
Monaten kaum 20, wenn man die schnellen Todesfälle abzieht,
verloren, und auch diese meist im Anfange der Epidemie, — Wo
in einen Ort oder in eine Familie das Frieselfieber kam, da fand
sich auch ganz gewiss die Influenza und die Brechruhr ein, und
zwar letztere immer bösartiger und häufiger, als an andern Orten
des Landes, wie sie denn auch häufiger in Febr. nervos. lenta
überging. Wer jedoch den Friesel gut durchgemacht hatte blieb
von der Brechruhr verschont, oder litt nur wenig, die übrigen
Personen hingegen im Hause oder am Orte, -welche den Friesel
nicht gehabt hatten, wurden nun befallen, so dass man die Brech-
ruhr gleichsam als Fortsetzung des Friesels betrachten konnte.
Die Brechruhr endete übrigens auch mit Friesel und andern Aus-
schlägen. Die schwersten Fälle wurden nach Befinden der Um-
stände mit Valer., Arnic., Laud, lig., Naphth. acet., Suce, citr.,
Waschungen mit Campheressenz, häufigen Klystieren und, nach-
dem sich Schweiss einstellte, mit Chinin, so wie am dritten Tage,
um die Krämpfe zu heben und Ausschlag zu erzeugen, mit einem
Laugenbade glücklich behandelt. In den Mühlen war die Brech-
ruhr besonders bösartig und ergriff jede Person; in den Fahriken
wurden von allen Krankheiten die besonders heimgesucht , welche
mit rohen, ungefärbten Thierstoffen umgingen. — Vergleicht
man nun die in Mettingen herrschende Friesclkrankheit mit der
Cholera asiatica, so findet man, dass beide, durch Sumpfluft ent-
standen, sich durch Zufälligkeiten, vorzugsweise nach dem Laufe
des Wassers 'und der Sümpfe und durch Nebel verbreiten. Bei
beiden findet sich Schwindel, Ekel, Erbrechen, Frost, Durst,
Bangigkeiten und Krämpfe. Beide unterscheiden sich durch
Schweiss, stinkende Stuhlgänge und hochrothen Urin, haben aber
mit einem Wechselfieber Aehnlichkeit, nur dass die Cholera sich
auf einen, die Mettingen’sche Krankheit auf drei Anfälle beschränkt.
Bei beiden hängt Leben und Tod vom ersten Augenblicke ab. Puls
and Hauttemperatur sind bei beiden verschieden , bei der Friesel-
krankheit findet sich grosse Hitze und ein wallender, voller Puls,
bei der Cholera Kälte und ein kleiner, kaum fühlbarer. zurück-