H. Pathologie, Therapf!e und medicinische Klinik. 129
ein heftiger, allgemeiner, übelriechender, saurer Schweiss auf.
Das Gesicht war im Anfalle bläulich, die Extremitäten und die
Brust erschienen gelb und bläulich marmorirt. Am zweiten Tage
kam wieder ein Fieberanfall, und am dritten erschien nach einem
gleichen Anfalle der Friesel oder der Tod unter Convulsionen mit
vorangehendem Blutbrechen. Aus Mund und Nase der Todten
quoll Blut, und die gelb und schwarz marmorirten Leichen
gingen schnell in Verwesung über. Der Verlauf war bei allen
Kranken derselbe, und der Tod erfolgte entweder in den ersten
3—86 Stunden des Erkrankens, oder am 3. und 5., selten am
7. Tage. Nach dem 7. Tage starb keiner mehr. Von frü-
hern Frieselepidemieen unterschied sich die eben beschriebene
Krankheit dadurch, dass sie sich gar nichts um den Friesel und
dieser wieder nichts um die Krankheit kümmerte. Bald kam er frü-
her, bald später, bald stark, bald schwach, häufig gar nicht, und
am Ende der Epidemie gehörte er zu den Seltenheiten; auch
nahm die Abschuppung keinen regelmässigen Gang. Ein Zurück-
treten des Friesels wurde nie beobachtet, nur der Schweiss, der
nach einem Fieberanfalle nicht wieder erschien, hatte den "Tod zur
Folge, der Friesel kam immer mit ins Grab. Sein Erscheinen
hatte er unstreitig dem unmässigen Schweisse zu verdanken.
Uebrigens hörte auch die in Rede stehende Krankheit nicht nach
Art anderer Epidemieen auf. Sie beeteht noch, erscheint bald
stärker, bald schwächer, und hat jetzt nach einem Jahre im Gan-
zen immer noch dieselbe Natur, wenn sie auch die Form änderte,
z. B. mehr entzündlich wurde. — Durch die Ansicht geleitet, dass
diese Frieselkrankheit ein verlarvtes Wechselfieber sey, das von
einem nervösen Charakter begleitet werde, und gestützt auf die
bei drei Epidemieen im Juni d. J. gemachte Erfahrung, dass bei
antiphlogistischen Mitteln die Kranken starben, bei Moschns ge-
nasen, suchte man vor Allem einen flüchtigen Reiz in den Körper
zu bringen und Haut und Unterleib in Thätigkeit zu setzen. Be-
kam man den Kranken im ersten Anfalle, und konnte man diesen
leiten und zu einer vollkommenen Entwickelung (Schweiss) brin-
gen, so wär die Prognose immer günstig, im umgekehrten Falle
aber ungünstig. PFaler., Arnica, Naphth. acet., Benz., Tart.
tart., Rheum, Extr. Tarax., Julep. camphor., Mizt. nervin,
und zum Thee Flor, chamom. wurden nach Befinden der Um-
stände gereicht. Nachdem der Unterleib in Thätigkeit gesetzt
war, wurde Chinin gegeben, und nun hing Alles davon ab, dass
man viel Chinin (oft alle 4 Stunden gr. f) gab, um den Anfall zu
mässigen oder weiter hinauszuschieben. Die Auffindung eines
passenden Getränks machte die grösste Mühe. Es sollte den Durst
stien und dabei ja nicht schwächen, sondern stärken. Ein Ver-
such mit Punsch fiel ungemein glücklich aus, der Fkel, das
Erbrechen und der Durst schwanden darauf, und efn reichlicher
Schweiss erfolgte. Unter dem Namen einer Mirt. aromatica
wurde der Punsch officinel gemacht, und es kam kein Beispiel,
Summarium d. Mediein. 1832. 1.