128 MM. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
auf welche er selbst noch Erde scharrte, ward schnell blau im
Gesichte und kalt, und — starb. Im Momente des Todes wa-
ren noch viele flüssige, gelblich - weisse, einem dünnen Speise-
brei ähnliche Faeces entleert worden. Section. Mundgegend
und Nase tief blauschwarz; überall am Körper blaue Flecke;
ein grüner Fleck auf der Herzgrube. Kein fauler Geruch. Als
der Leichnam zur Section zurecht gelegt wurde, färbte sich
plötzlich das ganze Gesicht tief blauschwarz. Alle Kopf - und
Gehirnadern von schwarzem, flüssigem Blute strotzend; in vie-
len Gehirnadern deutliche Luftblasen; in den Hirnhöhlen und
dem Rückenmarkskanale viel Wasser; am Adergeflechte Wasser-
blasen; oben auf beiden Hemisphären des grossen Gehirns zwei
weisse, körnige Flecke, von der Grösse eines Viergroschen-
stückes (Lymphexsudat ?). Die Lunge mit schwarzem, flüssigem
Blute überfüllt, milzartig aussehend; im Herzbeutel mehr Was-
zer, als gewöhnlich; das Herz braun, matsch, mit strotzenden
Kranzadern; in den rechten Herzhöhlen in übergrosser Menge
kohlenschwarzes, dünnflüssiges, nicht im mindesten klumpiges
oder geronnenes Blut; die grossen Gefässstämme mit ähnlichem
Blute überfüllt; der Vagus regelmässig. Im Unterleibe alle Ge-
fässe stark turgescirend; der Magen aussen blass, livid, innen
eine gelblichbraune, schmierige Masse ohne Galle; die Schleim-
haut desselben geröthet; der Dünndarm aussen bläulich, innen
nicht geröthet, ohne Galle, mit derselben Flüssigkeit, wie der
Magen, angefüllt; die Schleimhaut desselben weich, aufgelockert;
im Dickdarm oben dieselbe Materie, wie im Magen, unten dün-
ner Koth; die Gekrösdrüsen hart, angeschwollen, nicht roth;
die Gallenblase voll von gelblichgrüner, dünner Galle; die Harn-
blase zusammengezogen, leer; die Schleimhaut derselben gerö-
ihet. Ob die Ganglien verändert waren, wagt J. nicht zu be-
stimmen. [Med. Conversationsblatt , Nr. 49, 1831.] (H—I.)
124. Ueber eine der Cholera ähnliche Friesel-
epidemie, welche sich im Herbste 1830 zu Esslin-
gen zeigte. Aus mehreren Sendschreiben des Dr. MaAvz zu
Esslingen an G. F, v. GrAaere. — Im November 1830 zeigten
sich zu Esslingen und Mettingen am Neckar durch Brechruhr
einige schnelle Todesfälle. Ehe man denselben viel Aufmerk-
samkeit schenkte, bildete sich ein schnell die Menschen be-
fallendes und um sich greifendes und eben so schnell tödtendes
Frieselfieber aus. Erkranken und Tod fielen meist anf Nach-
mittag und Abend. Schwindel, Ohrensausen, Betäubung, Ekel,
Erbrechen, bitterer Geschmack, gelber Beleg der Zunge, hefti-
ger Durst, Appetitlosigkeit, Verlangen nach sauren, kalten Din-
gen, Schwäche, so wie Ziehen und Zittern der Glieder bildeten
die Vorläufer. Mit diesen stellte sich gewöhnlich bald ein
Fieberanfall ein, der mit Kälte begann. Dieser folgte ein hefti-
ger Frost, und nun traten Bangigkeit, Unruhe, Dehnen der Glieder,
ein schneller, wallender, voller Puls, trockene Hitze, Durst und