Chirurgie und Ophthalmologie.
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lität des Mädchens gar kein Bedenken, das Wiedereinsetzen
der Zähne zu versuchen. Der Yerf. entfernte daher das Coa
gulnm, und rief von Neuem die Blutung durch warmes Wasser
hervor, drückte die Zahnhöhlen mit den Fingern etwas zusam
men, und schob die gereinigten und in Wasser wieder erwärm
ten Zähne in ihre Alveolen zurück, befestigte sie dann nut einer
Ligatur aus gedrehter Seide, und nachdem er zwischen die
Backzähne Compressen gelegt und den Mund mit einem Backen
tuche in halbgeschlossene Lage gebracht hatte , verordnet«; er
die grösste Ruhe und streng antiphlogistische Diät aus breiigen
Nahrungsmitteln. Um den Stuhlgang zu befördern, wurde Ai-
trurn zu dem Getränke gesetzt, doch schon am 4ten Tage
musste diese Behandlung verändert werden, denn die sehr teste
Stellung der Zähne hatte die Entzündung nicht sehr befördert.
Das Mädchen bekam daher stärkende Nahrung mit Wein, wo
durch am 5ten Tage die Entzündung etwas znnahm, und auch
etwas Fieber sich einstellte. Oertlich wurde ein Dec. flor.
Satnb. et Chatnom. mit Milch, bei Zunahme der Entzündung
Essig und Wasser, und bei Abnahme derselben ein Mundwasser
aus China- und Myrrhentinctnr angewendet. Am 8teu Tage
war die Geschwulst ziemlich gefallen. Der Yerf. drückte da
her die Zähne in Wachs ab und verfertigte eine silberne Kapsel,
Welche, die Yorderzähne bedeckend, bis zu den kleinen Backenzäh
nen reichte und die Berührung der Backenzähne verhinderte, wo
rauf das Mädchen am 9tcn Tage festere Speisen zu sich neh
men durfte. Am 22sten Tage nahm L. die Ligatur von den
Zähnen ab. Der linke Schneidezalm war noch gegen Druck
empfindlich, deshalb entzündete der Yerf. den Rand des Zahn
fleisches durch Bestreichen desselben mit Cantharidentinctur
und schon am 16ten März konnte er die Heilung als gelun
gen betrachten, und die Erhaltung der Zähne der Vorsicht des
Mädchens anheimstellen, [v. Graefe's u. v. Walther's
Journ. d. Chir. u. Augenheill. Bd. XXIX. Heft 4.]
23. Ueber hornartige Auswüchse der Augen
lider; vom Hofr. und Leibarzte Dr. v. Ammon in Dresden.
Stromeyerin Erlangen sendete vor kurzem dem Verf. die
Abbildung eines kornartigen Auswuchses mit folgender Mit
theilung: Das Hörnchen bestehe seit 10 Wochen und wachse
nocli fortwährend. Seit 6 Wochen wären Excrescenzen an der
Nase entstanden, die jetzt zum Abfallen bereit wären. Die
hornartige Masse komme nicht aus einem Balge hervor, son
dern sei offenbar von der an seiner Basis gefässreichen Haut
selbst secernirt. . Es errege keine Beschwerden; au beiden
Augen der 71jährigeh Frau, die stets gesund gewesen, gelinge