Materia medica und Toxikologie.
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mehrt er die Ab- und Aussonderungen in geringem Grade,
doch ist diese Wirkung je nach der Individualität und der Be
schaffenheit des Mittels selbst sehr verschieden, so dass bei
Neigung zu Retentionen der Thran diese eher befördert als
hebt, sowie er bei vorherrschender Neigung zu profusen Ab
sonderungen gleich nach den ersten wenigen Dosen diese oft
so stark hervorruft, dass alsbald mit dem Mittel pausirt wer
den muss. Sonach ist dem Leberthrane eine Stelle bei Scro-
feln und Rheumatismen anzuweisen, und zwar unteV folgenden
Modificationen. Von den Scrofeln sind es die Lymphscrofeln
innerer und äusserer Organe und namentlich die dpr Mesen
terial- und Bronchialdriisen, während er nur sccundär nützen
kann, wenn diese Krankheit bereits in den Knochen haftet,
indem er mittelbar durch die Betätigung des Lymph- und Ca-
pillargefässsystems auch auf erstere wirkt. — Es giebt eine
Scrofellorm, die durch eigentümlichen scrofulösen Habitus
sich kund giebt und deren Symptome so vag sind, dass man
sämmSiche Erscheinungen aller Scrofelformen aufzählen müsste,
wollte man das Krankheits-Bild entwerfen, wie es in dem >
ganzen Verlaufe dieser Form sich zeigt; allein der Erschei- ;
innigen sind immer nur einzelne auf kürzere oder längere Zeit ’
vorhanden, welche verschwinden, um anderen dieser Gattung
den Platz zu räumen. Diese Krankheit, welche ich Scroftila
omniformis nenne, hat ausserdem das Eigentümliche, dass
ihre Erscheinungen äusserst selten secundäre hervorrufen, sie
ist ficberlos und es dürfte kaum zu bemerken sein, dass sie
der allgemeinen Krankheits - Constitution nach modificirt er
scheine. Sie entsteht lediglich als Folge einer durch schlechte
Assimilation sowol, als unpassende Nahrung bedingten schlech
ten Ernährung und sonderbar genug, hier wird mit der Be
seitigung der.Ursache der Krankheit letztere selbst nicht geho
ben; denn die einmal gesunkene Vitalität des Lymphsystems
bewirkt eine solche Metamorphose, dass in Folge eines pas
senden Regims die Ernährung im Verlaufe noch so gut von
Statten gehen kann, ohne dass hierdurch ein weiterer Zweck
erreicht würde, als das Verhüten einer Atrophie. Hier ist es,
wo der Leberthran specifisch wirkt, hier entspricht er den Er
wartungen von seinem Nutzen auf Lymph- und kleinere Gefässe
um so eher, wenn man neben ihm Mittel reicht, welche die
Verdauung befördern und die Contractilität der Faser vermeh
ren. — Die Wirkung des Tlirans bei Rheumatismen anlan
gend, so ist es hinlänglich bekannt, dass nur dann Nutzen von
ihm zu erwarten ist, wenn die rheumatische Affection noch
keine Depositionen gebildet hat und in den Knochenhäuten
sowie in den Knochen selbst noch keine Erscheinungen sich