Full text: (Neueste Folge, Band 16 = 1841, No 1-No 8)

Materia medica und Toxicologie. 489 
3 Monaten alle Gegenstände in der Nähe und Ferne deutlich 
erkennen und jede Schrift lesen konnte. — Die innere An 
wendung des Jods war, nach Lugol, folgende: Rec. Jodi 
Gr. ij/5., Kali hjjdroiod. Gr. v., yltj. de still- Gr. vj. 717. S. 
Morgens um 5 Uhr und Mittags 11 Uhr jedesmal 8 Tropfen 
in Zuckerwasser zu nehmen. Jede dieser Gaben wurde in der 
ersten Zeit alle 7, und später alle 3 Tage um einen Tropfen 
vermehrt und so nach und nach bis zu 36 Tropfen in 24 Stun 
den gestiegen. Zugleich wurden täglich zwei - bis dreimal 
von folgender Mischung 4 bis 6 Tropfen in jedes Auge ge 
tröpfelt oder mit einem Pinsel eingestrichen: Rcc. Jodi Gr. j, 
Kalt hjjdroiod. Gr. ij, y/(j. des/Hl. Gr. vj., M. Sobald sich 
das Auge an diesen Heiz gewohnt hatte, wurde die Mischung 
mit V 4 Gran Jod und */ 3 Grau Kali hjjdroiod. verstärkt, so wie 
ausserdem alle 2 Tage und später alle Tage ein - oder zwei 
mal von folgender Salbe: Rec. Jodi Gr. jß, Kali hjjdroiod. -)j, 
adip. suill. $ß. M. c.ractiss. einer Linse gross in jedes Auge 
eingestrichen. [lUedic. Zeitung v. d. Vereine f. Heilkunde 
in Pr. 1841. Ko. 9.] 
193. Schädliche Wirkung der Morison’schen 
Universal-Kräuter-Arzneien; vom Stabs-Arzte Dr. 
Lehmann in Torgau. Der so allgemeine Gebrauch der Mo 
rison’schen Pillen und Pulver veranlasste L. folgenden Fall 
mitzutheilen, um auf die höchst schädliche Wirkung derselben 
aufmerksam zu machen. Ein Offizier, welcher seit Jahren an 
periodischem Hämorrhoidalfluss und öfterer Verstopfung litt, 
bediente sich der Morison’schen Pillen 10 Tage dergestalt, 
dass häufige, vielen Darmschleim entleerende Stuhlausleerungen 
unter Schmerzen erfolgten. Fast unmittelbar danach wurde 
Pat. auf einer Heise von einem solchen Grade schmerzhaften 
Blasenleidens befallen, dass nach vergeblicher Anwendung in 
nerer und äusserer Mittel der Arzt den Catheter anlegen musste, 
um die allgefüllte Blase zu entleeren. Bei einem zweiten An 
fälle, der nach einigen Wochen erfolgte, konnte ebenfalls nur 
durch den Catheter Hülfe erlangt werden. Bald nachher (im 
September) wiederholte sich das Uebel, ohne dass man die Ur 
sache kannte. Pat. verlor sowohl durch After als Harnröhre 
viel dickes, schwarz geronnenes Blut, bei fürchterlichen Schmer 
zen in der Blase. Obgleich der Arzt die ganze Nacht sich be 
müht hatte, wurde doch keiu Urin entleert. Vergebens wurde 
der Catheter wiederholt angelegt, weil die Schnabelöffnung je 
desmal durch Blutklumpen verstopft und dadurch das Eindrin 
gen des Urins in den Catheter verhindert wurde. Die Blase 
wurde daher durch die übermässige Ansammlung des Urins im-
	        
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