Full text: (Neueste Folge, Band 16 = 1841, No 1-No 8)

Materia medica und Toxikologie. 41 
dargeboten. Aus dem Nichtvorhandensein von Eiweiss im Urin 
bei einer so grossen Anzahl von Wassersüchten nach Schar 
lach folgt, dass, wo dieser Stoff bei solchen Kranken im Harn 
sich findet, wie diess eben in der Londoner Epidemie der Fall 
war, derselbe oder vielmehr die Ursache, die seiner Ausschei 
dung aus dem Blute zu Grunde liegt, nicht als das Wesent 
liche der Krankheit angesehen werden dürfe. Mau erkennt 
darin nur eine durch örtliche und nationale Einflüsse herbei 
geführte Modiflcation in den Erscheinungen. Möglich ist es, 
dass diese Modiflcation Antheil an der grössern Bösartigkeit 
der Nachkrankheit in der Londoner Epidemie gehabt habe. 
Dem Ycrf. starb nicht Einer von den vielen Kranken, die er 
an Wassersucht nach Scharlach behandelte. [Ca sper ’s 
Wochemchr. f. d. ges. Heilk. 1840. Nr. 35.] 
IV. Materia medica uncl Toxikologie. 
14. Der Berger Leber-Thran, in seiner Licht- 
und Schattenseite betrachtet; von Dr. Segnitz zu 
Gelnhausen in Kurhessen. Ueber ein Mittel, das so häufig 
Grosses leistet, nicht minder oft aber auch die Kranken jahre 
lang hinhält, bis sie endlich der ärztlichen Kunst misstrauend, 
ihr sogar das absprechen, was dieselbe zu leisten vermag, 
können wohl der Erfahrungen nicht genug veröffentlicht wer 
den. Betrachten wir nur die medizinischen Klatschereien in 
so vielen Zeitungen, mit deren Tendenz solche Artikel gar 
nicht übereinstimmen, und wir dürfen nicht staunen, wenn 
mancher Kranke auf die ewigen Anpreisungen des Wassers 
und Oels hin sich zum Gebrauche des einen oder anderen 
Polyclirests verleiten lässt. Nicht selten freilich trägt der 
Arzt selbst einen grossen Theil der Schuld, wenn er seinem 
Kranken den Namen der Krankheit mittheilt, ohne ihn zugleich 
aufmerksam zu machen, wie sich seine Krankheit von der un 
ter diesem Namen gewöhnlich vorkommenden unterscheidet; 
der Kranke findet in dem Namen, wenn derselbe sich zufällig 
auch in dem den Empfehlungen beigegebenen Register vor- 
iindet, die Hauptanzeige für den Gebrauoh eines solchen Mit 
tels. Verträgt er nun das Letztere nicht, oder ruft dasselbe 
einen den vorhanden gewesenen Gegenanzeigen entsprechenden 
Schaden hervor, dann muss der Arzt noch zufrieden sein, 
wenn ihn nicht der ungerechte Vorwurf einer falsch gestellten ^ 
Diagnose trifft. — Wir leben allerdings nicht mehr in einer 1 
Zeit, wo die Hauptaufgabe der Aerzte in Geheimnissthuerei 
besteht; der Laie ist wissbegieriger als jemals, und betrach
	        
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