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Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
gegend sehr vermindert, es waren vier breiartig-consistente
Stuhlcntleerungen erfolgt, der Urin war etwas dunkel gefärbt,
durchsichtig. F. liess jetzt den Tart. tartar. weg, im Uebri-
gen aber fortfahren. Am 12ten zeigte sich, ausser der klei
ner gewordenen und ganz schmerzlosen Anschoppung in der
Milzgegend, kein bedeutendes Krankheits-Symptom. Da Pat.
das Bett zu verlassen wünschte, so gestattete F. diess um so
lieber, als er die Bewegung zur Vermehrung der Gefässthä-
tigkeit im Pfortadersysteme und zur Erhöhung der Resorptions-
thätigkeit in der angeschoppten Partie für zweckmässig hielt
und verordnete, um die noch schwache Verdauung zu beför
dern ein Solvens-amarum, liess die Umschläge aussetzen und
an deren Stelle zweimal täglicli eine Salbe aus Utigi. ILj-
tlrarg. einer., Ungt. Digit, und IJnim. volat. einreiben. Hier
bei schritt die Besserung täglich fort, die Anschoppung war
fast verschwunden, und Pat. fing schon an seine Geschäfte zu
verrichten, als er am 17ten Abends plötzlich von Schauer, der
in zwei Stunden anhaltenden Schüttelfrost überging, befallen
wurde, worauf trockene, brennende Hitze mit starken Wallun
gen zum Kopfe folgte, welche sich durch Röthe des Gesichtes
und der Bindehaut der Augen, häufiges Delirium und grosse
Unruhe aussprach. Während dieses Zustandes sah F. Pat. und
fand, ausser den erwähnten Symptomen, sehr beschleunigten
und harten Puls, unlöschbaren Durst und unstätes Rollen der
gerötheteu Augen; Pat. klagte zugleich über heftige Schmer
zen in der Stirn - und Hinterhauptsgegend und drückenden
Schmerz in der Magengegeud. Das Athrnen war beschleunigt
und dem Fieberzustande angemessen, doch ganz schmerzlos.
F. hielt diesen Zustand für einen Wechsellieber-Anfall mit
Congestionen zum Kopfe, dessen Quelle er in der noch nicht
völlig beseitigten Milzanschoppung suchte, welche er als krank
haftes Product eines verlarvten Wechselfiebers betrachtete, und
■verordnete daher 16 Blutegel während des Congestions-Zu-
standes an den Kopf und kälte Umschläge auf denselben, ge
gen den Durst aber Limonade mit der Bestimmung, bei auf-
liörenden Delirien und ausbrechendem, allgemeinem Schweisse,
statt des kalten Getränkes und der kalteu Umschläge den Schweiss
durch lauwarmes Getränk aus Infus. Flor. Verbasci und ge
linde Körperbedeckuug zu unterhalten. Nach Anlegung der
Blutegel und reichlich erfolgter Blutentleerung wurde der Kran
ke bald ruhiger und die brennende trockene Hitze löste sich
in allgemeinen Schweiss auf, der 7 Stunden anhielt, wobei
sich alle lästigen Symptome verloren und der Kranke mehrere
Stunden ruhig schlief. Am folgenden Morgen klagte er Hin
über einige Abgescblagenhcit und geringe Spannung in der
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