Chirurgie und Ophthalmologie. 425
Knochenstück aber blieb sich gleich. Arzneien und Fomenta-
tionen wurden daher ansgesetzt. Bis zum 24sten schritt die
Heilung immer mehr \or und bedeutender Decubitus wurde be
seitigt; an diesem Tage aber traten nach heftigem Gemiithsaf-
fecte die gefährlichsten Symptome ein: Pat. fieberte heftig, die
Wunde sah übel aus und vernarbte Wunden öffneten sich wie
der. Am 7ten Dec. aber waren alle Zufälle beseitigt, nur die
Eiteraussonderungen waren noch bedeutend. Der Decubitus
auf dem Kreuzbeine war ganz geheilt, die Achillessehne be
deckte sich mit gesundem Fleische und war der Heilung nahe;
eben so verkleinerte sich die Knochenbruchwunde, nur das täg
lich lockerer werdende Knochcnstüek blieb unbedeckt. Am
lOlen Dec. erstreckte sich, in Folge der bei der letzten Ver
schlimmerung entstandenen Eitergeschwulst, am obersten Theile
des Oberschenkels ein langer Canal bis 2 Zoll unter das Knie;
dieser Canal, am untersten Ende geöffnet, entleerte viel übel
riechenden, jauchigen Eiter. Vom 15ten—Slsten schritt die Hei
lung fort. Das erwähnte, ganz schwarz aussehende Kuochen-
stiiek war lockerer geworden, doch nicht so, dass es sich
leicht entfernen liess. Am Isten Januar wurde das obere Kno
chenstück entfernt. Unter diesen ungünstigen Umständen hatte
man wenig Hoffnung, ob sich das Knochcnstiick wieder erzeugen
würde. Man legte biegsame Schienen um das Glied zur Fest
setzung der Grenzen der Callusbildung. — Die Kranke war
jetzt kräftig, das Allgemeinbefinden gut und am Isten Febr.
hatten sich die Knochenstücke wieder erzeugt. Völlig herge
stellt verliess das Mädchen ihr Lager, nur der linke Schenkel
war % Zoll kürzer. So gross ist also die Heilkraft der Na
tur. [v. Gräfe' s v.v. FF allher' s Journal für Chirurgie
und Augenheilkunde XXX. Bd. 2 Heft.]
V N
1(58. Cj/phosis ossis sacri; vom Hof- und Medi-
cinalrath Br. Fabricius zu Hochheini. Am 12ten März 1839
wurde F. zu einer 31jährigen, zartgebauten Frau von kleiner,
doch unfehlerhafter Statur gerufen, die in den letzten Monat
ihrer vierten Schwangerschaft trat. Die Ursache der Bera-
thung war eine ödematöse Geschwulst, welche Fiisse und Schen
kel, Hüften und Genitalien, ja auch die obern Theile einnahm,
die Frau sehr entstellte und ihr den Athem benahm. Der Verf.
erklärte, dass erst mit der Niederkunft die Geschwulst wei
chen würde, verschrieb, nur der Verstopfung wegen, Tartarus
börax-atus und legte wenig Gewicht auf das Uebelbefinden,
da er wusste, wie wenig solche Oedeme dem Leben, ja nicht
einmal der Schwangerschaft gefährlich sind. Uebrigens
hatte die Frau bei deu frühem Geburten einen solchen Zufall