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Chirurgie und Ophthalmologie.
um die Einrichtung zu erzielen. Diese Momente berücksich
tigend hat v. Wattmann ein Verfahren zur Einrichtung lu-
xirter Knochen angegeben, welches das vollkommenste ist, und
jeder Sachkundige muss staunen, dass man mit Einem Gehiil-
fen die Luxation aus dem Hüftgelenke einrichten könne, zu
der man sonst 12 und mehrere Gehiilfen nöthig hatte. Im
Nachstehenden nun theilt der Verf. ein Verfahren mit, das er
in vielen Fällen, wo die bisher angegebene Methode ohne
Nutzen blieb, mit Vortheil anwendete. Jedem Wundärzte wird
es vorgekommen sein, dass er sich Stundenlang mit Einrich
tung eines luxirlen Oberarms u. s. w. abmühte, nach jeder
Richtung zog und drückte und doch der luxirte Gelenkkopf
nicht in die Normallage zurückwich. I’at. legte sich ermüdet
zu Bette, schlief ein, drehte sich im Schlafe um und die Lu
xation war eingerichtet. Man plagt sich mit Einrichtung eines
luxirten Knochens, zieht so lauge, bis Pat. erschöpft ist, setzt
dann etwas mit dem Ziehen aus, damit sich Pat. erhole und
in der Zwischenzeit untersucht mau, ob nicht der Gelenkkopf
von der Lage gewichen sei und siehe da! bei gelindem Drucke
gegen die Gelenkhöhle zu, gleitet er in dieselbe hinein. Was
liier zufällig eintrat, nämlich Erschlaffung der Muskeln durch
plötzlich eiutretemle Ohnmacht, oder durch heftige Zerrung
der Muskeln, suchten einzelne Chirurgen absichtlich durch ein
Emcticmn in rcjraciu dost, durch warme Bäder, allgemeine
Blutentziehungen, Schreck u. s. w. zu bewirken. Bei einer
Luxation (der Verf. will nur von der frischen sprechen) steht
der Gelenkkopl nicht mehr in der Gelenkfläche und ist ent
weder noch theilweise mit derselben in Verbindung, oder ganz
ausserhalb derselben. In dieser Lage hält ihn der Zug sei
ner Muskeln fest, oder es stellt ihn die Wirkungskraft der
selben noch secundür in andere Stellungen. Jede Geleukhöhle
hat einen mehr oder weniger hohen Gelenkrand, der den Ein
richtungsversuch hindert. Den Ge'eukkopf von der regelwi
drigen Stelle zu entfernen, ihn über die Höhe des Gelenkrau-
des in die Geleukhöhle gleiten zu lassen, ist nun Aufgabe für
den Operateur. Je stärker der Zug der Muskeln ist, die vom
Knochen, der die Gelenkflächc an sich trägt, zu jenem Knochen
gehen, der luxirt ist, je höher der Gelenkrand ist, desto schwe
rer fällt die Einrichtung. Könnte man alle Muskeln erschlaf
fen, die den ausgerenkten Gelenkkopf in seiner normalen Lage
befestigen, so würde es leicht sein, den Kopf über den Ge
lenkrand hinüberzuschieben. Es wurde oben angeführt, dass
der Zug au der luxirten Extremität nur beiträgt, die Muskeln
noch mehr zusammenzuziehen und dadurch den aus der Lage
gewichenen Thcil an der regelwidrigen Stelle festzuhalten.