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Chirurgie und Ophthalmologie.
Stotterns in anomaler Verlängerung der Zunge lag. Oh nun
diese, keineswegs gefahrlose Operation hei allen Arten des
Stotterns, dessen Wesen und Ursachen, wie bekannt, doch
sehr verschieden sein können, von Erfolge sein wird, und
ob sie überhaupt in vielen Fällen nicht lieber den bisheri
gen unblutigen Methoden nachzusetzen sei, darüber wird
sich, wie die Redaction der Berliner Central-Zeitung hofft,
Dieffenbach selbst bald öffentlich aussprechen. — Nach
No. 7 soll ein Fall durch Verblutung sehr unglücklich geen
digt haben. — Etwas Näheres hofft lief, recht bald mit
theilen zu können, da schon in diesen Tagen im Buchhan
del nachstehende Schrift ausgegeben worden ist: Die Hei
lung des Stotterns durch eine neue chirurgische Operation.
Ein Sendschreiben an das Institut von Frankreich von J. F.
Dieffenbach. Mit 4 lithogr. Tafeln. Berlin, 1841 bei
Förstner. 8. 36 S,
166. Neue Methode, ausgerenkte und ander
weitigverschobene Knochen in ihre normale Lage
zu bringen; von Dr. Graf, Assistentent an der Chirurg.
Klinik in Wien. Wie bekannt wendet man, um ausgerenkte
und sonst verschobene Knochenenden in die Normallage zu
rückzuführen — gebrochene Kopfknochen ausgenommen —■■
kein anderes Verfahren an, als das, welches bereits die älte
sten Meister der Kunst auriethen, nämlich die s. g. Contraex
tension und Extension. Man geht dabei von der Idee ans,
man müsse, weil die Verschiebung der Knochen von der Action
der Muskeln abhängt, die Muskeln ausdelmen, damit diesel
ben nachgeben und man dann durch einen besondern Druck
die aus der Lage gewichenen Theile in die gehörige Stellung
bringen könne. — Niemand wird in Abrede stellen können,
dass die Muskeln die Knochen verschieben können, doch, dass
man die aus der Lage gewichenen Knochen dadurch wieder
in ihre Lage bringen könne, dass man das eine Ende des
Knochens, oder, wie bei Luxationen, das Gelenk, oder die näch
ste Umgebung desselben durch eine Kraft festhalten lässt und
am andern Ende zieht, um die Muskeln auszudehnen, damit
bei Luxationen der Gelenkkopf von der regelwidrigen Stelle
entfernt und bei Knochenbrüchen die verschobenen Knochen
an einander gepasst werden können; diess dürfte nicht voll
kommen richtig sein. Der Zug an einem Muskel bewirkt des
sen stärkere Zusammenziehung und nur, wenn der Zug sehr
stark ist, erschlafft der Muskel, weil er entweder zerrissen,
oder sehr heftig gezerrt ist. Ist also der Zug gering oder
stark, so wirkt weder der eine, noch der andere vortheilhaff,