Full text: (Neueste Folge, Band 16 = 1841, No 1-No 8)

418 Chirurgie und Ophthalmologie. 
gerter, schon seit mehreren Jahren an Inngeusiichtigem Huste» 
leidender Bauer wurde am 16ten September 1829, wahrend er 
Abends am Tische sass, mittelst eines Schusses durch das Fen 
ster am Kopfe verwundet, so dass er zusammenstürzte und für 
todt gehalten wurde. Nach einiger Zeit kam er jedoch wie 
der zur Besinnung und man liess den Wundarzt herbeirnfen. 
Dieser fand an der rechten Seite des Kopfes eine Schusswunde 
mit starker Zerreissung der Weichtheile, mehrere kleine Wun 
den durch kleine Schrotkörner theils am Halse, theils im Um 
fange der grössern Wunde. Der Verletzte war sehr schwach, 
aber bei voller Besinnung. Der Wundarzt nahm aus der Wun 
de einen halbverbrannten Baumbastpfropf und mehrere kleine 
Schrote heraus, reinigte und verband dieselbe mit trockncr 
Charpie, und liess über den Kopf kalte Ueberschläge machen. — 
H. fand am 17ten Nachmittags den Verletzten im Bette, zwar 
sehr schwach, doch bei Besinnung, und in der Mitte des rech 
ten Scheitelbeins eine litngliclite, über 2 Zoll lange, gegen 
l'/j Zoll breite, unregelmässige Schusswunde mit starker Zer 
reissung der Weichtheile, Zerstörung des Perieraniums, Bruch 
und Eindruck der Hirnschale. Der Eindruck war trichterför 
mig und bestand auf der itussern Lamelle ans 3 Stücken, wel 
che unter sich und mit dem übrigen Knochen so fest verbun 
den waren, dass sie nicht die geringste Beweglichkeit mul 
Nachgiebigkeit zeigten. — Mit Einwilligung des Verletzten 
erweiterte H. die äussere Wunde nach vor-, rück- und auf 
wärts gegen einen Zoll lang, trennte die dadurch gebildeten 
2 Lappen vom Cranium ab, und nach Entfernung des Peri- 
eraninms setzte er eine grössere Trepankrone im obern Win 
kel so auf, dass sic mit ihrem grossem Umfange im gesunden, 
init ihrem kleinern am Bruchrande spielte. Durch diese Krone 
wurde soviel Raum gewonnen, um den Hebel ohne starken 
Druck unter die gebrochenen und eingedrückten Stücke zu 
bringen, und diese einzeln zu entfernen, wobei cs sich ergab, 
dass die innere Knochentafel in mehrere grössere und kleinere 
Stücke zerbrochen war, wovon sich einige fest in die harte 
Hirnhaut eingedrückt hatten. An der Stelle, wo der Knochen 
am stärksten eingedrückt war, fanden sich zwei erbsengrosse 
rundliche Steinehen und mehrere kleine Schrote, wo diese ge 
legen hatten, waren die Hirnhäute stark gequetscht und sugil- 
lirt und auf diesen zeigte sich massiges Blutextravasat. Nach 
Abtragung der scharfen Knochenränder mittelst des Linsen 
messers wurden der Verband, wie im ersten Falle, und über den 
Kopf 5—6 Tage kalte Fomentationen gemacht. Während der 
Heilung traten keine störenden Zufälle ein, da aber die Re- 
production langsamer als im vorigen Falle erfolgte, wurde vom
	        
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