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Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
zuriickgebeugt sind. Die gelben Bliithen des Strahles sind
zahlreich. Die Staubbeutel endigen sich au beiden Seiten an
der Grundfläche in zwei Dorsten. Der Fruchtboden nackt. Die
Blätter elliptisch, d. i. ihre Länge grösser als ihre Breite, auf
beiden gleichförmig zulaufend, an ihrer Spitze und Basis rund,
fein gesägt, steif und scharf, d. i. an der Oberfläche mit klei
nen rauhen Puncten oder Höckerchen versehen, die man mehr
durch das Gefühl, als durch das Gesicht wahrnimmt, und mit
einem netzförmigen Adergewebe versehen; die Stengelhlüthen
stiellos. — Eine perennirende, im Juli und August blühende
Pflanze, die auf Bergen zwischen Sträuchern, auch in Wäldern
vorkommt. — II.) Das Extract. Dieses wird auf folgende
Art bereitet. Man nehme frische, blühende Pflanzen und ko
che sie mit Wasser, unter öfterem Umriihren, so lange, bis
sich die äussere Rinde vom Stengel löst. Das Decoct wird
dann bis zu einem dickflüssigen Extracte abgedampft und auf
bewahrt. —• III.) Behandlungsweise bei Menschen.
Wurde ein Mensch von einer giftigen Schlange gebissen, und
wird man in den ersten zwei Stunden zur Behandlung gerufen,
so wird die Bisswunde mit dem Extracte bestrichen und ein
Kaffeelöffel voll davon innerlich gereicht. Sind nach dem Bisse
einige Stunden oder Tage verstrichen, so wird die Wunde frü
her scarificirt und durch zwei Morgen dasselbe wiederholt. —
IV.) Behandlungsweise bei Thier en. Bei Thieren ist ein
gleiches Verfahren einzuleiten. Die Wunde muss jedenfalls sca
rificirt, von dem Extract aber innerlich die doppelte Dosis ge
reicht werden. — V.) Das Decoct. Hat man kein Extract,
so nimmt man das Decoct zum innern Gebrauche, welches be
reitet wird, indem man eine Hand voll des Krautes mit einem
Pfund Wasser durch einige Minuten kochen lässt. Das von der
Abkochung zurückgebliebene Kraut wird auf die Wunde gelegt.
12. Ueber Hydrophobie bei Menschen, mit be
sonderer Würdigung des vom Lehrer Lalie bekannt
gegebenen Mittels und Heilverfahrens; von J. N. J.
Brosche, ehern. Prof., k. k. nied. österr. Landesveterinär etc.
Kein Gegenstand in der Medicin bat der gröbsten Empirie, dem
Aberglauben und der Chnrlatanerie einen ausgedehnteren Tum
melplatz dargeboten und bietet ihn noch dar, als die prophy-
lactische und curative Behandlung der s. g. Wasserscheu oder
vielmehr Trinkscheu, Trinkfurcht 4quae mctiis.), welche
nur ein Symptom, aber nicht die Krankheit bezeichnet und oft
ganz fehlt, da Menschen und Thiere in gewissen unbezweifel-
ten Wuthanfällen Wasser tranken und wüthende Hunde überhaupt
keine Wasserscheu äussern, sondern das Wasser selbst aufsu-