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des Neuesten und Wissenswiirdigsten
aus der
gesammtcn Medicin
z,mn Gebrauche für practische Aerzte und Wundärzte.
1. April 1841. M 7.
I. Pathologie, Therapie und medicinische
Klinik.
150. Warum beobachtet inan so häufig Reci-
dive in acuten Krankheiten? von Dr. Canstatt in
Ansbach. Vielmals mag wohl auf diese Frage die Antwort
richtig sein, dass die durch die Krankheit erhöhte Receptivität
eine Disposition begründet, die auch der Einwirkung geringe
rer Schädlichkeiten nicht genügend widerstehen kann. Aber
wie kommt es, dass nach manchen solchen glücklich iiberstan-
denen Rückfällen, nach denen doch die Empfänglichkeit noch
höher gesteigert sein müsste, als nach einmaligem Krankheits-
anfalle, der Körper im Gegeutheil ein auffallend stärkeres Wi-
derstandsvermügen gegen schädliche Einflüsse besitzt? Der
Verf. muss annehmen, dass in diesen Fällen die Krankheit
zwischen erstem Anfalle und Rückfälle geruht, intermittirt
hat, dass die erste Entscheidung unvollkommen war, dass die
Krankheit sich stossweise entscheidet. Diese Art der Ent
scheidung scheint verschieden zu sein von dem, was man ge
wöhnlich unter Crise und Lyse versteht. Sie kann zwischen
beide letztere Entscheidungs-Typen in die Mitte gestellt wer
den. Die erste Crise kann heftig, plötzlich, anhaltend sein und
genügend scheinen. In der vermeintlichen Couvalescenzperiode
sammelt sich der Krankheitsstolf von Neuem und erregt einen
frischen Anfall, der sich eben so critisch entscheiden kann, wie
der erste. Diese stossweise Crise ist nichts weniger als sel
ten. Schon Hippocrates beschreibt eine Epidemie, wo kein
Kranker leben blieb, wenn er nicht einen Rückfall erlitten hatte,
während alle, die in diesem Falle gewesen waren, hergestellt
wurden. So Ihrig erzählte neuerlich Fälle von schnellem suc-
cessivem zweimaligem Ausbruche eines Scharlachausschlags. --
Für die Praxis scheint diess sehr wichtig zu sein. Man wird
Summarium d. Medicin. 184t. I. 25