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Chirurgie und Ophthalmologie.
die erwähnte Stelle wieder auf und eiterte einige Zeit, dann
■ aber schloss sie sich. Auf einem Stelzfuss macht jetzt Pat. mei
lenweite Reisen und hat sich seitdem immer wohl befunden. —
Beide Fälle bestätigen von Neuem den Werth dessen, was über
die Anzeigen zu Gliederablösungen v. Gräfe aufgestellt hat.
[»'. Grüfe’s u. v. Walthers Journ. d. Chirurgie u. Au
genheilkunde. Bd. XXX. Hfl. 2.]
140. Exstirpation des Astragalus ; von Br. Hei
denreich in Ansbach. Ein 45jähriger, ganz gesunder athle
tischer Mann bemerkte, als er in einem einspännigen Fuhr
werkt bergabwärts fuhr, dass am Geschirre etwas gerissen sei,
sprang von seinem Sitze herab auf einen Stein, beschädigte
den rechten Fuss, stürzte nieder, und wurde erst auf seinen
Hiilferuf von Leuten, die im Felde arbeiteten, aufgehoben.
Die in einem nahen Dorfe versuchte chirurgische Hülfe war
vergeblich, der Verletzte kehrte daher zurück und kam unge
fähr O Stunden nachher nach Hanse. Der hier gerufene Wund
arzt Koppen erkannte die wahre Lage der Sache im Augen
blick: es war nämlich das Sprungbein verrenkt. Doch schei
terten auch jetzt die Einrichtungsversuche, und so wurde denn
auch derVerf. befragt. Der rechte Astragalus war ausgerenkt
und zwar so, dass dieser Knochen sich um seine senkrechte
Achse gedreht hatte. Das Köpfchen dieses Knochens war aus
der Verbindung mit dem Kahnbein gelost und fand sich nach
aussen und etwas nach aufwärts stehend. Die äussere Haut
war an den verletzten Stellen etwas geschärft. Weitere Be
schädigungen fanden sich nicht. Die nach der Sachlage mög
lichst passenden, mit dem grössten Kraftaufwandc ausgeführ
ten Einrichtungsversuche blieben vergeblich. Weder die Aus
dauer des Kranken, noch die Anstrengung von Seiten der
Aerzte konnte zum Ziele führen und man musste daher unter
geeignetem therapeutischen Verfahren die Sache einstweilen der
Natur überlassen. Aderlass, Blutegel, Einreibungen, Fomcn-
tationen, Laxanzen u. s. w. beschwiohtigten zwar dip Entzün
dung und verhüteten drohende Gangrän, doch war es nicht zu
vermeiden, dass die verletzte Hautstelle erst eiterte, dann ver
jauchte und der Knochen entbiösst und endlich cariös wurde.
Das nun bloss daliegende Knochensliick schien sehr beweglich,
so dass man glauben musste, es sei das Köpfchen vom übri
gen Theile des Sprungbeins abgebrochen, oder habe sich erst
im Verlaufe der Entzündung und Eiterung davon abgelöst, doch
blieben Versuche, diess Knochenstückchen mit der Zange aus
zuziehen, oder es abzukürzen, so weit es von Caries ergrif
fen war, vergeblich. Als aber die cariöse Zerstörung sich
Summarium d. Medicin. 1841. I. 24