Full text: (Neueste Folge, Band 16 = 1841, No 1-No 8)

368 Chirurgie und Ophthalmologie. 
Sonde noch immer eine cariöse Stelle und nur die untere 
Wunde heilte. Zur wiederholten Anwendung des Glüheisens 
wollte sich Pat. nicht verstehen, da er das Bein ziemlich ge 
brauchen und als Tagelöhner arbeiten konnte. Die nicht 
ganz geschlossene Wunde wurde mit Ung. simpl. liedeckt. 
1828 wurde das Glüheisen nochmals mit ähnlichem Erfolge 
angewendet. 1834 entstanden öftere Blutungen aus dem 
Grunde der Wunde; einmal gingen so gegen l*/ 2 Pfunde Blut 
verloren. Das übrige Befinden war, bis auf einige Anfälle 
von Delirium tremens, Pneumonie und Gicht, immer gut gewe 
sen. 1836 war Pat. durch die öfteren, nicht zu stillenden 
Blutungen sehr geschwächt, und der Knochen so bedeutend auf 
getrieben und mürbe, dass das Abbrechen desselben zu befürch 
ten stand. Der ihm vorgeschlagenen Amputation unterwarf er 
sich am 2ten Mai 1836. Die Anzeigen zu derselben ergaben 
sich besonders aus folgendem: die Blutungen konnten nicht ge 
stillt werden, und brach der Knochen ab, so war an Verheilung 
der Fragmente nicht zu denken und die Amputation hätte doch, 
aber unter noch ungünstigeren Umständen gemacht werden müs 
sen. Die Gegenanzeigen waren: lange Dauer der Krankheit 
der habituell gewordene Säfteverlust durch Jauche und das 
übermässige Branntweintrinken. Den ersteren beugte man da 
durch vor, dass man auf der Brust ein Haarseil und an beiden 
Armen grosse Fontanelle legte, die man in starke Eiterung 
brachte, ehe man die Operation unternahm, auch erhielt Pat. 
in einer Anstalt die nöthige Pflege. Die Amputation nahm W. 
nach Langenbecks Methode vor, und er gewann dadurch 
einen hinreichend grossen Lappen, um den Stumpf zu bedecken. 
Die Blutung war gering, bis auf eine, aus einer kleinen Mus- 
kulararterie, die sich schnell und tief zurückgezogen hatte, ent 
springende und eine zweite, die aus dem schwammigten Ge 
lenkende des Knochens herkam. Den Lappen vereinigte W. 
durch einige blutige Hefte und Heftpflasterstreiferi mit dem 
vordem Wnndrande und bedeckte ihn darauf mit einer langen 
Longuette, die anfangs hinterwärts befestigt und dann angezo- 
gen wurde, sowie mit einer Zirkelbinde. Die Ligaturen gin 
gen früh ab; Blutung zeigte sich nicht wieder. Der Lappen 
hatte sich in 10 — 12 Tagen vereinigt bis auf eine, einen Zoll 
breite Stelle gerade über der Tibia, die auch noch lange Zeit 
eiterte, ohne dass der enthlösste Knochenrand exfoliirte. Das 
Befinden war immer gut, nur anfangs war ein geringer Fieber- 
zustand zugegen. Pat. erhielt anfangs einige kühlende Salze 
und leichte Fleischbrühe, später Decoct. Chin. und nährende 
Diät, leichte Gemüse, kräftige Bouillon, Braten und W r ein. Die 
Heilung erfolgte bei dieser Behandlung bald. Einmal brach
	        
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