Materia medica und Toxicologie. 337
Fräulein erkältete sich bei erhitztem Körper und empfand bald
nachher heftig reissenden, die ganze linke Gesichts- und Kopf
hälfte einnehmenden Schmerz. Dieser Schmerz war fast an
haltend, stieg aber periodisch, so dass Pat. weder am Tage,
noch in der Nacht Ruhe hatte. Fest überzeugt, dass zwei ca-
riöse Zähne die Ursache dieses schrecklichen Schmerzes wä-
ren, über den die Kranke weinte, liess sie sich diese, aller
Gegenvorstellungen ungeachtet, ausziehen. Der Schmerz stieg
nun aufs Höchste, wiithete anhaltend fort und die Kranke lief,
wie wahnsinnig, Tag und Nacht herum. Bei diesem Stande der
Sachen liess B. endlich, da alle gegen dergleichen Uebel geprie
sen«: Mittel fruchtlos geblieben waren, folgende Pillen gebrau
chen: Rec.’ Hydrarg. muriat. corros. gr. j. Opii puri gr. ij.
Ex Ir. Aconit, gr. jv. Pulv. rud. Alth. q. s. nt f. pH. No. viij.
D. S. Früh und Abends ein Stück. Wie mit einem Zauberschlage
nahmen die fürchterlichen Kopf- und Zahnschmerzen ab, und noch
war die Hälfte der Pillen, in denen doch wohl der Sublimat der
wirksamste Bestandteil ist, nicht verbraucht, als auch schon das
schreckliche Leiden ganz beseitigt war. Seitdem sind bereits
sechs Jahre verstrichen und noch ist es nicht zurückgekehrt.
[Med. Zeit. v. Vereine f. Hcilk, in Pr. 1841. No. 5.J
132. Sublimat - Bäder, von Pr. Etzdouff in Rel
lingen. Wie bekannt empfahl v. Wedekind den Sublimat in
Bädern und Waschungen nicht allein gegen Flechten und Krätze
und, mit Ausnahme der Lepra und Elephantiasis, gegen alle
Arten Hautdjscrasien, sondern auch gegen chronische Rheu
matismen und fieberlose Gicht, als untrügliches und gefahrlo
ses Mittel. Die gute Wirkung erklärte v. W. ans der alteri-
rend-corrigirendeu Eigenschaft des Sublimats. In den ersten
Jahren nach dieser Empfehlung des Sublimats wurde viel zu
Gunsten desselben angeführt und es ist dem Verf. nicht be
kannt, dass irgend Jemand sich ungünstig darüber, den etwai
gen Speichelfluss ausgenommen, hätte vernehmen lassen. In
den letzten Jahren ist aber diese Sache wenig oder gar nicht
mehr besprochen worden, obgleich Flechten, Krätze u. s. w.
nicht seltener vorgekommen sind und es verlohnt sich unstrei
tig, ein Mittel ferner zu prüfen, das seiner Natur nach zu den
wichtigsten Mitteln gehört und dessen Anwendung auf die oft
ekelhaften Hautmetamorphoseu für den Kranken leicht ausführ
bar, mit wenig Kosten verbunden und vorzüglich dann für ihn
angemessen ist, wenn nach oft Jahrelangem Gebrauche von
Mitteln endlich Misstrauen und Widerwillen gegen Arzneien,
so wie eine vielleicht dadurch herbeigeführte Beeinträchtigung
der Digestionsorgane entstanden ist. Den glücklich abgelau-
Summarium d. Medicin. 1841. I. 22