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Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
durch galligte und schleimige Stoffe entleert wurden, später
aber blieb es ohne Wirkung. Am 19teu Abends klagte Pat.
über Beklemmung in der Brust, das Gesicht war sehr gerö-
thet und der Puls voll, ohne fieberhaft zu sein, weshalb
ein Aderlass von 12 Unzen gemacht wurde, wonach ruhiger
Schlaf eintrat, der nur mitunter von Seufzen unterbrochen
wurde. Am 20sten fand H. den Kranken im Allgemeinen wohl,
doch deutete das Gesicht auf Gongestivzustand und das Be
nehmen war albern. Der Verf. liess daher dem Kranken im
warmen Bade einige kalte Uebergiessungen machen, worauf
ruhiger Schlaf erfolgte. Der Tart. stibialus wurde, doch
ohne wahrnehmbare Wirkung fortgegeben. Am 21sten war
der Zustand noch derselbe. Der Puls war ruhig, Esslust und
Schlaf gut, der Kopf aber noch etwas eingenommen, weshalb
die kalten Uebergiessungen wiederholt wurden, auch bekam
Pat. stündlich 2 Gran Tart. stib., doch auch diese blieben
ohne Wirkung. Die kalten Uebergiessungen wurden, da Pat.
sich woliler darnach fühlte, wiederholt und die Medicin fort
gebraucht. Die Hauptklage des Kranken betraf starken Hun
ger. In der Nacht zum 23sten war Pat. plötzlich verschieden.
Die Section ergab alle Eingeweide der Brust- und Unterleibs
höhle ganz normal. Nach Entfernung der Galca capitis ossca
fand man, als man das Hirn aus der Basis cranii nehmen
wollte, eine kleine Verwachsung der harten Hirnhaut mit der
inuern Flüche eines Schüdelknochens und beim Versuch, diese
mit den Fingern zu trennen, zerriss die mürbe gewordene
harte Hirnhaut und es stürzte viel gelblich - grünlicher Eiter
hervor. H. liess nun das Hirn aus dem Grunde der Hirnschale
nehmen, um es genauer zu untersuchen. Au der äussern Flä
che des Hirns fand sich durchaus keine Spur eines krankhaf
ten Zustandes, ausser dass die Gefässe der Hirnhaut stark mit
Blut angefüllt waren. Nach Entfernung dieser Häute aber an
der linken Seite und da H. mit dem Scalpel ins Hirn eindrang,
um es schichtenweise abzutragen, stürzte, da er kaum 2 Li
nien mit dem Instrumente eingegangen war, viel grünlich-gel
ber, schleimiger Eiter hervor. Nach Entfernung der ersten
oberflächlich weggcnomnienen Lage von der Hirnmasse ergab
sich, dass der ganze hintere und mittlere, so wie ein grosser
Theil des vordem Lappens des Hirns eine grosse Eiterhöhle
bildeten, die nach innen bis ans Corpus callosum und nach
aussen bis an den Schuppentheil des Schlafbeins ging, von dem
jenes nur durch die Hirnhäute und die Corticalsubstanz des
Hirns getrennt war. Nach unten und innen reichte diese Höhle
bis zum Venlriculus cerebri, ohne in diesen einzudringen. In
der Mitte dieser Eiterhöhle fand sich ein schwärzlicher, fester,