Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, gäl
wird, so kommt noch dazu, dass es doch sehr auffallen muss,
dass Tronssean und Belloc in ihrem mit so fielen Kran
kengeschichten angefüllten Buche auch nicht einen Fall toil
beim Croup oder acuter Tracheitis ausgeführtem Luftrühren
schnitt anführen. Doch, die Wahrhaftigkeit der genannten
Aerzte vorausgesetzt, konnte der Verf. erwarten, dass durch
Operation der Tod abgewendet werden würde, zumal, da er,
bei gänzlichem Mangel an Uebnng in einer solchen Operation,
erst einen geübten Operateur hätte herbeirufen müssen und der
Augenblick hier kostbar war? Von den Bedenklichkeiten ei
nes solchen Verfahrens für die Privatpraxis will der Verf. ganz
absehen. Nächst dem veranlasst ihn aber der vorliegende Fall
noch zu einigen andern Bemerkungen. Selten dürfte wohl ei
ne Entzündung der gesammten Luftwege, wie hier, Vorkommen.
Freilich war die erwähnte Witternngs- so wie die individuelle
Constitution des Kranken einer solchen sehr günstig, doch wie
oft treffen diese Bedingungen zusammen, ohne dass diese Wir
kung folgt. Selten hat ferner ein Fall von exsudativer Luft
röhren - und Kehlkopfsentzündung mehr den bekannten Salz
bestätigt, dass der Auswurf von plastischen Concrementen im
Leben der Kranken ein prognostisch täuschendes Moment ist.
Wie leicht hätte man hier, wo so unglaublich viel, immer wie
der neu gebildete, plastische Lymphe ausgestossen wurde, ei
nen günstigen Ausgang verkündigen können. Der Verfasser
hat viel geringere Menge mit Lebensrettung auswerfen gese
hen, ja er bat noch wieder im Anfänge des vorigen Jahres
glücklichen Ausgang ohne alle Ausstossnng von Exsudaten, die
wahrscheinlich von dem kleinen Kinde verschluckt wurden, beob
achtet. — Die mikroscopische Untersuchung bestätigte aufs
Neue, dass die Aftermembran in der exsudativen Luftrühren
entzündung keineswegs ein organisirtes, eigenthümlichcs Gewebe,
sondern reiner Eiter, Entzündungsproduct, wie überall ist, wo
mit also alle Erklärungsweisen fallen, die auf die entgegen
gesetzte Ansicht gegründet sind. Noch verdient ein interes
santer Umstand Beachtung, der die Seltenheit des Uebels bei
einem so herangewachsenen Menschen, wie der Verstorbene,
weniger auffallend macht. Bei der Section fiel nämlich die,
besonders für die robuste Constitution und die sonstige bedeu
tende Entwickelung unverhältnissmässige Kleinheit der noch
ganz haarlosen Genitalien auf. Bei der nahen Beziehung die
ser Organe zum Kehlkopfe ist diese kindliche Beschaffenheit
der Genitalien bei einer Kinderkrankheit eines Heraugcwach-
senen wohl nicht ganz zu übersehen. [Casper's Wochcnschr.
f. d. ges. Heilkunde. 1841. No. 1.]