SSO Pathologie, Therapie uml mcdicinische Klinik.
In den weitern Vertheilungen der Bronchialäste fand sich eitrig
schleimige Flüssigkeit. So weit der Ueberzug durch die pla
stische Schicht ging, war auch die Schleimhaut des Kehlkopfs,
der Trachea und des Anfangs beider Brochien anfgelockert,
verdickt, undurchsichtig, rosenroth und mit vielen pnrpurrothen
Punkten besetzt, und, wenn man die gelbe Schicht abhob, ganz
trocken; nur am untersten Theile, wo die plastische Schicht
weicher und unterbrochen war, überzog die Schleimhaut reich
licher eitriger Schleim. Von da an, wo plastisches Exsudat
und Knorpelringe anfhörten, war die Bronchialschleimhaut ganz
normal. Die Lungensubstanz war blutreich, sonst ebenfalls
ganz normal und selbst an der hintern Stellei nicht infiltrirt.
Herz und grosse Gefässe waren normal. Auf dem Herzbeutel
lag eine ungewöhnlich grosse Thymus. Sie war nur 1 — IV2
Linien dick, hatte aber eine dreieckige Gestalt und war. 2'/ 4
Zoll lang und an der Basis 2 Zoll breit. Die übrigen Höhlen
blieben nneröffnet. Als man Auswurf und Exsudate mikrosco-
pisch untersuchte, fand man Folgendes: die ausgehusteten lan
gen streifigen oder bandartigen Fetzen bestanden ganz und gar
aus Eiterkügelchen, die plattenartig zusammenhingen und neben
welchen man nur noch ganz unregelmässige kleinere Körnchen
von verschiedener Grösse in nicht grosser Menge sehen konnte.
Eben so waren die plastischen Ablagerungen auf der inuern
Fläche der Luftwege beschaffen. Das dicht auf der Schleim
haut liegende Exsudat zeigte viele reihenweise aneinander ge
lagerte Kügelchen, welche Platten bildeten, die bei Einwir
kung der Essigsäure zerfielen. Epithelium war nicht zu sehen,
auch von der Schleiuiliautfiächc nichts abzustreifen. Spuren
von Blutgefässen waren im Exsudat eben so wenig, als Fasern
anderer Art zu finden. In der gegen die Höhle der Luftröhre
gerichteten Fläche des plastischen Exsudats bemerkte man nur
Eiterkügelchen ohne reihenweise Anordnung derselben. Der
eitrige Schleim in den feinem Bronchialvertheilungen enthielt,
wenn er ohne Berührung der Schleimhaut weggenommen wur
de, nur Eiterkügelchen, strich man ihn dagegen mit dem Messer
von der Bronchienfläche ab, so zeigte er auch noch sehr viele Epi-
theliumzellcn. — Im letzten Erstickungsanfalle dachte G. an die
Tracheotomie. Erfahrene Practiker werden ihm gewiss keinen
Vorwurf machen, dass er sie unterliess. Wohl erinnerte sich
der Verf., dass, von früheren Versuchen abgesehen, Trous-
sean und Belloc den Luftröhrenschnitt 73 Mal im Croup
gemacht haben wollen, doch reicht wohl das ganze Leben
zweier Aerzte aus, um 73 Fälle von ächtem Group zu sehen?
Wenn daher schon die Zahl 73 den sceptischen Practiker we
nig filr die Tracheotomie in solchen Fällen geneigt machen