Pathologie, Therapie and medicinische Klinik. 323
und den weichen Gaumen ergriff. Die Wunde vergrösserte
sich täglich, bis endlich der Tod eintrat. Der Verf. beobach
tete auch mehrere Kinder, die von andern Aerzten anfangs
ganz ohne Blutegel behandelt wurden; mehrere, bei denen er
selbst anfangs nur gelind antiphlogistisch verfuhr und noch
andere, wo er auch Aderlässe anwendete, doch alle starben ohne
Ausnahme. Auch andere Collegen gaben au, dass es ihnen
nicht gelungen wäre, ein Kind von diesem Uebel zu heilen.
Zwar hörte der Verf. von glücklichen Ausgängen mittelst Tou-
chiren mit Höllenstein, doch machte er wegen der grossen da
mit verbundenen Schwierigkeit keinen Gebrauch von diesem
Verfahren und als er sich näher über die Erfolge desselben
erkundigte, vernahm er, dass, nachdem die Schwierigkeiten über
wunden worden waren, die Kinder endlich doch noch unterla
gen. Anfangs November, als die Witterung sich änderte,
konnte der Verfasser zwei Kinder vom Tode retten. Dem Ei
nen setzte er nur zwei Blutegel, Hess aber gleich halbstiindüch
Einspritzungen von einem Dec. Chinae mit Chlorkalk machen
und innerlich Campher nehmen. Dem andern liess er gar keine
Blutegel setzen, sondern er verordnete gleich die erwähnten
Einspritzungen und gab innerlich Ammonium carbon. Einige
Tage später, eines Montags, wurde St. zu einem eben erkrank
ten Kinde gerufen. Als er dasselbe untersucht, erklärte er den
Eltern, dass das Kind Scharlach bekommen werde, sie möchten
daher nur ja keine Blutegel setzen, um nicht den Ausbruch des
Exanthems zu stören. Doch der oben erwähnte Anhänger Brous-
sais’s wurde sogleich nach dem Verf. gefragt und er verordnete
Blutegel und innerlich Calomel mit Nitrum. Dienstags zeigte sich
zwar der Ausschlag, doch blässer, als er sein sollte. Mittwochs
fand St. das Kind mit 12 Blutegeln am Halse. Bei der Untersu
chung zeigte sich bereits die erwähnte weisse Haut an beiden
Tonsillen. St. erklärte daher den Eltern, dass das Kind ret
tungslos verloren sei und dass sie die Calomelpulver nicht eher
geben möchten, als bis sie noch einen Arzt befragt hätten,
diess geschah, doch handelte dieser dem erstem zu Gefallen.
Das Kind erhielt nun innerlich Kampher und an beiden Hän
den wurde ein Aderlass von 6 — 7 Unzen gemacht. Donners
tags fand St. das Kind im blutleeren Zustande, in Convulsio-
nen und convulsivischer Neigung zum Brechen und wahrend
jene Aerzte versicherten, es gehe besser, verschied das Kind
Nachmittags 4 Uhr. Auf diese Weise äusserte sich der Schar
lach da, wo er gar nicht zum Ausbruche auf der Haut kam,
oder wo die Eruption nur unvollkommen war. Doch weit wü-
thender zeigte er sich in seinen Folgen. Der Scharlach ging
gntartig vorüber und die Kinder waren 8 — 14 Tage gesund,
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