Full text: (Neueste Folge, Band 16 = 1841, No 1-No 8)

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Gynäkologie und Pädiatrik, 
sind unter einander eben so verschieden, wie die Nasen. Legt 
man also auf Form und Beschaffenheit der Vaginalportion zu 
viel Gewicht, so wird eine Nichtschwangere leicht für schwan 
ger zu nehmen sein und so umgekehrt. — Der Yerf. beab 
sichtigt nun nicht im Nachstehenden sichere Kennzeichen der 
Schwangerschaft anzugeben, sondern nur über Beschaffenheit, 
Gebrauch und Nutzen der Hysteroplasmen Einiges mitznthcilen. 
Zuerst fragt sich, ob nach dem Erwähnten überhaupt Hystero 
plasmen beim Unterricht der Geburtshülfe anzuwenden sind? 
Wie es bisher geschehen, muss die Frage durchaus verneint 
werden, denn der Anfänger wird durch sie geradezu irre ge 
führt, er findet in der Natur nicht, was die Kunst ihm als 
Norm gegeben. Die bisher üblichen Hysteroplasmen beziehen 
sich meist auf die Veränderungen der Vaginalportion in den 
verschiedenen Schwangerschaftsmonaten mit genauer Angabe 
der Form und Länge. Da nun aber bei Nichtsrhwangeren 
ganz ähnliche Vaginalportionen Vorkommen, als bei Frauen, 
die schon weit in der Schwangerschaft vorgerückt sind, so ver 
steht sich von selbst, dass Bestimmung einer Normalform für 
den und den Monat der Schwangerschaft nicht nur unnütz, son 
dern sogar nachtheilig wird, denn der ganz Unerfahrene, für 
den sie ja nur bestimmt sind, wird die natürliche Vaginalpor 
tion nach seiner künstlichen messen und beurtheilen. Die Na 
tur hat aber die Vaginalportionen nicht in tine Form gegos 
sen, sondern sie mit den mannigfaltigsten Veränderungen ge 
bildet; wie kann daher die Kunst für alle Verschiedenheiten 
ein Normalmaass geben? Der Vf. beobachtete Fälle, wo Per 
sonen sich dadurch der Strafe entziehen wollten, dass sie sich 
für schwanger ausgaben und die, der Yaginalportion nach, we 
nigstens im 6ten Monate schwanger sein mussten und doch er 
klärte er sie nicht für schwanger, was auch die bald darauf 
eintretende Periode und in Folge dessen das Eingeständniss 
der Lüge bestätigte. Ein Irrthum ist um so leichter möglich, 
je kürzer die Zeit der Schwangerschaft angegeben wird und 
eine dicke und kurze Vaginalportion einer Nichtschwangern wird 
den voreiligen Arzt leicht veranlassen, bestimmt auf Schwan 
gerschaft zu schliesscn. Wie sehr hier geirrt wird, weiss je 
der Arzt und der Yerf. glaubt, dass einen grossen Theil der 
Schuld die bisher zum Unterricht gebrauchten Hysteroplasmen 
und die genaue Bestimmung der Maasse der Vaginalportionen 
tragen dürften. Die jetzt gebräuchlichen Nachbildungen der 
jungfräulichen Vaginalportion sind viel zu dünn, wenigstens hat 
der Yerf. nie etwas Aehnliches in der Natur gefunden. Nach 
ihnen zu urtheileu würde man selbst eine unbescholtene Jung 
frau für schwanger halten müssen. Bei Freudenmädchen, auch 
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