304 Chirurgie und Ophthalmologie.
obgleich er auch jetzt noch durch Resonanz tyrapanitischen
Ton gab; der ganze Rauch war stark meteoristisch aufgetrie
ben und l J at. frei von Schmerz, aber sehr schwach. Stuhl
gang war zweimal erfolgt, aus der Harnröhre war nichts ab
geflossen und ein neuer Versuch, den Cathetcr einzubringen,
abermals vergeblich. Die Canäle war von selbst einen Zoll
tiefer eingesunken und konnte nun leicht bis an ihre Platte
eingeschoben werden, auch war sie beweglich, doch nicht so, dass
sie um ihre Axe gedreht werden konnte. Mochte es nun ge
kommen sein, wie es wollte, so war es klar, dass die Blase
wenigstens nicht entleert sei, und dass die Canäle gar nicht
in der Blase liege, ungeachtet es eben so unbezweifelt war,
dass sie angestochen worden war und II. ein Herausweichen
der Caniile niemals bemerken konnte. Nicht dieses, wohl aber
ein durch stärkere Contraction der Blase veranlasstes Zurück-
treten derselben muss stattgefunden haben, wahrend H. die Ca
näle mit dem Finger anhielt, um den Ausfluss des Urins zu un
terbrechen, weil gleich darauf nichts mehr ablloss, obgleich
unmittelbar zuvor der Strahl sehr stark gewesen war. H. ver-
muthete Desorganisation der Urinbhtoe und glaubte, dass ihr
Grund von ihrem Halse oder Körper auf irgend eine Weise
abgeschlossen sein möchte, so dass sie zwei Hälften dar
böte, von welchen nur die eine, untere durch die Paracentcse
entleert worden wäre. Das fortwährende Aussickern des Urins
zwischen beiden Canälen und aus der Wunde, aber nicht aus
der Canäle selbst, licss nicht mehr daran zweifeln, dass Infiltra
tion des Urins in die Bauchhöhle stattfinde. Wiederholte Pun-
ction wäre daher fruchtlos gewesen und H. beschränkte sich
auf analeptisch - anodynes Verfahren. Am fiten Tage nach der
Operation, während der Urin immer ausgeflossen war und Pat.
im comatösen Zustande gelegen hatte, erfolgte der Tod ohne
weitere Schmerzen. — Bei der Section wurde nur die Bauch
höhle bis zum Nabel geöffnet. Die Fettlage des Bauches war
fast verschwunden. DieMusculatur war schwach und die Banch-
wandung daher sehr dünn. Die Urinblase war sehr ausge
dehnt, fast bis an den Nabel mit den Gedärmen und Bauch
decken theilweise verklebt, doch an der Eiustichsstelle nicht
mif ihr verwachsen, und, wie die von Luft stark ausgedehn
ten Gedärme, an ihrer äussern Oberfläche entzündet. In die
Bauchhöhle hatte sich etwa l*/ 2 Schoppen mit Blut gemischter
ammouiacalisch riechender Urin ergossen. Die Caniile fand
sich nicht in der Blase, sondern in dem Zellgewebe zwischen
ihr und dem Schaambogen, in welchem sie sich einen geräu
migen Canal gebildet hatte, der, von mehrfachen Adhäsionen
umgeben, keinen Eiter zeigte. Dem Schaambogen gegenüber,