Full text: (Neueste Folge, Band 16 = 1841, No 1-No 8)

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Chirurgie und Ophthalmologie. . 
überwinden konnte, und bei dessen Berührung sich immer viel 
Blut ergoss. Eben so fruchtlos wurde ausser mehreren ilus- 
serlichen Mitteln auch ein warmes Bad angewandt. Die Bla 
se füllte sich immer mehr, die Schmerzen nahmen zu und 
am folgenden Morgen wurde H. gerufen, um den Blasenstich 
zu machen. Pat. war sehr unruhig und klagte über die 
heftigsten Schmerzen; der Puls war klein und schnell, die 
Haut kühl. Die Blase war bis an den Nabel ausgedehnt und 
zum Bersten angefüllt, der Bauch meteoristisch aufgetrieben, 
Stuhlgang seit zwei Tagen nicht erfolgt und das Orificium 
«"« sehr ziisammengezogen. H. trug Bedenken, fernere 
Versuche zu Einbringung des Catheters zu machen, da er 
auch bei der Untersuchung durch den After die Prostata sehr 
hart und von der Grösse einer welschen Nuss gefunden 
hatte. H. unternahm daher die Operation über dem Schaam- 
hogen. Nachdem der Wundarzt die Blase mit beiden Hän- 
den lixirt hatte, stach H. einen starken halben Zoll über dem 
Schaumbogen ein und musste grosse Kraft anwenden, um in 
die Blase zu gelangen, obgleich bei diesem alten und ma 
geren Manne die Bauchwandung nicht dick war. Als der 
Troicar 2'/," tief eingedrungen war, zog H. denselben zurück 
und sogleich floss 'heller Urin in starkem Strahle nach. Nach 
Entleerung von etwa 2 Schoppen hielt H., da er den Urin 
nicht auf einmal ganz abfliessen lassen wollte, die Oeifnung 
der Canille eine Weile zu, und als H. den Finger wieder weg- 
that, flössen nur noch einige Tropfen aus, obgleich die Blase 
noch theilwcise angefüllt schien. H. glaubte, die Canfile möchte 
durch Schleim verstopft sejn und führte ohne Schwierigkeit 
eine Fischbeiusonde ihrer Länge nach ein, allein es floss nichts 
ab. Jetzt suchte H. die Sondetiefer einzuschieben, was aber 
selbst bei ziemlich starkem Drucke nicht gelang. Da H. sah, 
dass die Blase nicht verfehlt sei, so war er darüber nicht un 
ruhig. Pat. fühlte sich sehr erleichtert, es war viel Urin ab 
geflossen und da die Anschwellung, welche H. für den Bla 
sengrund gehalten hatte, bei der Percussion tympanitischen 
Ton gab, so nahm H. dieselbe für eine von Luft aufgetriebene 
Darmpartie. Ohne Schwierigkeit wurde die zweite Caniile ein 
gebracht; Pat. sollte einige Löffel Ol. liieini nehmen, bis 
Stuhlgang erfolgt wäre, und in das Perinaeum wurden mit 
Mercurialsalbe bestrichene Baumwollen-Bauschen aufgelegt. — 
Als der Pfropf am folgenden Morgen aus der Canfile gezogen 
wurde, ergossen sich nur einige Tropfen Urin und zugleich 
sickerte dieser anhaltend zwischen beiden Ganülen und aus der 
Wunde hervor. Der Blasengrund war sehr ausgedehnt und so 
hart, dass er mit nichts Andern verwechselt werden konnte,
	        
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