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Chirurgie und Ophthalmologie. .
überwinden konnte, und bei dessen Berührung sich immer viel
Blut ergoss. Eben so fruchtlos wurde ausser mehreren ilus-
serlichen Mitteln auch ein warmes Bad angewandt. Die Bla
se füllte sich immer mehr, die Schmerzen nahmen zu und
am folgenden Morgen wurde H. gerufen, um den Blasenstich
zu machen. Pat. war sehr unruhig und klagte über die
heftigsten Schmerzen; der Puls war klein und schnell, die
Haut kühl. Die Blase war bis an den Nabel ausgedehnt und
zum Bersten angefüllt, der Bauch meteoristisch aufgetrieben,
Stuhlgang seit zwei Tagen nicht erfolgt und das Orificium
«"« sehr ziisammengezogen. H. trug Bedenken, fernere
Versuche zu Einbringung des Catheters zu machen, da er
auch bei der Untersuchung durch den After die Prostata sehr
hart und von der Grösse einer welschen Nuss gefunden
hatte. H. unternahm daher die Operation über dem Schaam-
hogen. Nachdem der Wundarzt die Blase mit beiden Hän-
den lixirt hatte, stach H. einen starken halben Zoll über dem
Schaumbogen ein und musste grosse Kraft anwenden, um in
die Blase zu gelangen, obgleich bei diesem alten und ma
geren Manne die Bauchwandung nicht dick war. Als der
Troicar 2'/," tief eingedrungen war, zog H. denselben zurück
und sogleich floss 'heller Urin in starkem Strahle nach. Nach
Entleerung von etwa 2 Schoppen hielt H., da er den Urin
nicht auf einmal ganz abfliessen lassen wollte, die Oeifnung
der Canille eine Weile zu, und als H. den Finger wieder weg-
that, flössen nur noch einige Tropfen aus, obgleich die Blase
noch theilwcise angefüllt schien. H. glaubte, die Canfile möchte
durch Schleim verstopft sejn und führte ohne Schwierigkeit
eine Fischbeiusonde ihrer Länge nach ein, allein es floss nichts
ab. Jetzt suchte H. die Sondetiefer einzuschieben, was aber
selbst bei ziemlich starkem Drucke nicht gelang. Da H. sah,
dass die Blase nicht verfehlt sei, so war er darüber nicht un
ruhig. Pat. fühlte sich sehr erleichtert, es war viel Urin ab
geflossen und da die Anschwellung, welche H. für den Bla
sengrund gehalten hatte, bei der Percussion tympanitischen
Ton gab, so nahm H. dieselbe für eine von Luft aufgetriebene
Darmpartie. Ohne Schwierigkeit wurde die zweite Caniile ein
gebracht; Pat. sollte einige Löffel Ol. liieini nehmen, bis
Stuhlgang erfolgt wäre, und in das Perinaeum wurden mit
Mercurialsalbe bestrichene Baumwollen-Bauschen aufgelegt. —
Als der Pfropf am folgenden Morgen aus der Canfile gezogen
wurde, ergossen sich nur einige Tropfen Urin und zugleich
sickerte dieser anhaltend zwischen beiden Ganülen und aus der
Wunde hervor. Der Blasengrund war sehr ausgedehnt und so
hart, dass er mit nichts Andern verwechselt werden konnte,